31.10.15 Das soll Urlaub sein oder die Andyssee?!
Nachdem der letzte Bus mit Gästen verabschiedet war, tranken Basti und ich ein Saison-Feierabend-Bier und zündeten eine abgelaufene Rettungsfackel zur Feier des Tages. Den ersten Urlaubstag verbrachte ich auf dem Rad. Ich hatte über die Saison so einige nette Wege gesehen und keine Zeit gehabt, sie zu testen. Dabei heraus kam eine neue Profitour, die Schwerste, die ich bisher ins Programm aufnehme. 50 % Schotter oder Beton und krasse Anstiege querfeldein, teils über schwieriges Gelände. So richtig zum Austoben und am höchsten Punkt ein geniales Kafenion, mit dem besten griechischen Salat, den ich bisher gegessen habe. Endlich wieder richtig austoben, das konnte ich im Oktober erst ein Mal, als ich 2 Wanderrouten hintereinander erkundete. Auf jeden Fall wächst mein Katalog für Rad- und Wandertouren dieses Jahr kräftig. So schöne viele neue Wege, nun brauche ich nur starke Gäste 2016, die diese Routen auch schaffen.
Dann ging es ab in den Süden. Mit einem proppenvollen Rucksack für 4 Tage per Rad und Fuß auf den Korfu-Trail. Der erste Tag führte mich über die Mitte Korfus bis Paramonas. Dort ist es nicht so bergig, aber die Hügel sind endlos. So kam ich auch auf 1300 Höhenmeter und mit dem vollen Rucksack merkte ich den Hintern ziemlich. Paramonas ist ein ehemaliges deutsches Hippiedorf. In den Büschen stehen auch noch so einige Wohnwagen und Bretterhütten. Kein Hotel und ich der letzte und einzigste Gast. In der Pension Skala fand ich eine Bleibe. Ein toller Garten mit unzähligen Bäumen, dazwischen Bambus, Flaschenkürbisse und versteckte Sitzecken. Zur Begrüßung gab es ein Bierchen und eine superreife Kakifrucht. Nachteil in diesem Paradies: Im Oktober viel Schatten, durch Bäume und hohe Berge. Die Badehose blieb also im Rucksack, dafür versuchte ich die Klimaanlage zum Heizen zu bringen, leider ohne Erfolg. Nach kühlem Abend und kalter Nacht tauschte ich mein Rad gegen Wanderschuhe und ging 2 Tage auf den Korfu-Trail. Am ersten Tag führte der Weg gleich auf über 400 hm nach oben, belohnt durch herrliche Aussichten auf die Westküste. Weiter ging es einmal quer über die Insel. Hört sich weit an, dort ist Korfu aber nur 12 km breit. Schöne Trails und uralte Dörfer. Am Nachmittag wieder hoch auf 400 m zur Ostküste, Aussicht genießen und hinunter bis Benitses. Das Städtchen liegt nicht weit der Hauptstadt und hat massig Tourismus. Ich dachte, dort ist es sicherlich kein Problem eine Unterkunft zu finden, aber Pustekuchen. Alles schon zu. Ich fragte mich eine Stunde durchs Ort, bis ich endlich etwas fand. Hässlich, überteuert und saukalt, denn im Oktober hat Benitses ab 16 Uhr Schatten. Dafür fand ich eine herrliche Taverne, die sogar mein Lieblingsgericht Tsigareli auf der Karte hatten. Das kenne ich eigentlich nur aus den Bergen, nicht an der Küste. Die scharfen Gewürze wärmten etwas, aber trotzdem wurde es eine kalte Nacht. Von oben wurde ich von den schweren Wolldecken fast erdrückt, von unten war es trotzdem kühl.
Dafür hatte ich am nächsten Morgen früh die Sonne auf der Inselostseite. Nach rustikalem Balkonfrühstück (kein Tisch, kein Geschirr) lief ich zum Aufwärmen bergauf, Ziel der 550 m hohe Agioi Deka. Ich war total überrascht. Der alte Ortsteil ist richtig schön und was folgte, waren die schönsten Trails, die ist bisher auf Korfu gegangen bin. Urwald, sattes Grün, Brückchen, Quellen, Bäche, Kapellen. Ein Traum! Zwischendurch folgten kurze zivilisierte Abschnitte, dann weiter durch endlose Olivenhaine und tolle Natur. Überall Bauern, die die Olivenernte vorbereiteten und dann die ersten tollen Aussichten. Begegnungen mit Einheimischen, Ziegen und Eseln. Traumhaft, wie der Gipfelausblick und die dortigen Kapellen und Kloster. Es folgte ein genauso schöner Abstieg, wenn auch nicht ungefährlich. Nordhang. Viel Schatten, Feuchtigkeit und nach der Saison abgelaufene Wanderschuhe. So manchmal schliddernd kam ich ins Dörfchen Agioi Deka, einem Bilderbuchkaff. Herrlich am Hang liegend, mit einem urigen Rentnercafe. Ich wurde wie ein Außerirdischer angeschaut, dorthin verirren sich wohl selten Touristen. Dort sah ich dann im Fernseher Militärparaden, den ganzen Tag läuteten auch öfters Glocken und ertönte Marschmusik. Ich fragte, ob Feiertag sei, die Rentner meinten nein, das wären nur die Paraden zu so einem Tag, irgendwas mit dem 2. Weltkrieg. Nach einem leckeren Frappe zog ich weiter, noch 10 km bis Pelekas, leider meist unspektakulär über breite Forstwege. So wurde eine neue Idee geboren. Das war der Rückweg per Rad am nächsten Tag. Zu Fuß langweilig, mit dem Rad spannend und abseits der Straßen.
Nach endlosen Forstwegen kam ich schließlich in Pelekas an. Der Plan sah so aus: Geld abheben (denn die Übernachtungen kosteten überall mehr als geplant), denn in Benitses war ein Automat abgebaut und der 2. defekt gewesen, dann was futtern und mit dem Taxi 20 km zurück nach Paramonas fahren, Abendessen, schlafen. Ich fand eine Taverne, deren Besitzerin auf deutsch meinte, mein Geld würde für Essen und Transfer reichen, Geldautomat gäbe es hier nämlich keinen. Sie fragte ihre ganze Familie, aber alle sagten oxi (ochi=nein). Dann rief sie beim Taxiunternehmen an, die wollten glatt 50 € für die Strecke, dazu sagte ich oxi und zu wenig Geld, da meinte er, für 65 € fährt er auch noch an einem Bankomaten vorbei. Ich sagte OXI!
Es folgten weitere Verhandlungen mit den Einwohnern, alle endeten mit oxi. Wäre ich nicht schon 20 km und 1000 hm gelaufen gewesen, ich hätte die Strecke zu Fuß in Angriff genommen. So blieb mir nur der Bus nach Korfu Stadt und von dort der knappe Anschluss nach Agios Matthäus, gefolgt von 3 km Fußmarsch. Ich also zur Bushalte, mit dem blauen Bus in die Stadt, per Eiltempo zur grünen Busstation und dort: Oxi! Doch offizieller Feiertag und da fährt dieser Bus nicht. Was tun? Der Kartenverkäufer meinte, ich soll mit einem Bus weiter in den Süden fahren, denn von dort wäre es nicht mehr weit und direkt neben der Bushaltestelle sei ein Taxistand. Die Wartezeit verbrachte ich mit einer Runde zum Geldomat und dann im Schneckentempo nach Messongi. Raus aus dem Bus und oxi Taxi am Stand. Ich rein in die Taverne nebenan. Die Besitzerin meinte, heute sei eben Feiertag und da sei keiner da, sie rufe aber mal für mich an. Der Fahrer versprach in 10 Minuten da zu sein, ich sollte vor der Tür warten. Dort war es inzwischen im Dunkeln sackkalt und nach 25 Minuten ging ich wieder rein zum Aufwämen. Nach 40 Minuten rief sie nochmals an, der Fahrer meinte, er wäre schon da gewesen, aber es hätte niemand draußen gestanden. Er achtete wohl nicht auf den bibbernden Eiszapfen, der in der Ecke festfror. Am Ende erreichte ich nach 4,5 Stunden meiner Andyssee Paramonas, bekam in der kalten Bude noch etwas zu Futtern und 2 Aufwärm-Ouzo und schaute dabei im Internet nach, was denn für ein Feiertag war. Oxi Tag!!! 1940 forderten die Italiener Griechenland auf, die ital. Armee durchs Land ziehen zu lassen. Griechenland, das sehr oft besetzt war und kampflos aufgab, sagte diesmal Nein. Das bedeutete Krieg, Italien tat sich schwer, forderte die Hilfe Deutschlands an, die durch das Eingreifen den Russlandfeldzug verschieben mussten und so in den Winter kamen. Ausgang bekannt. Nach dem ganzen Rückfahrtdesaster bezog ich als Deutscher den Oxi Tag im Nachhinein auf mich. Niemand wollte mich an dem Tag ungestört durch Korfu ziehen lassen.
Egal, am nächsten Tag hatte ich wieder mein Lieblingsfortbewegungsmittel unter dem Hintern und fuhr große Teile der erforschten Wege auf der Heimfahrt. Ja, die langweiligen Wege zu Fuß waren genau richtig per Rad. So hatte ich eine 1a Tour ohne Hindernisse (bis auf eine Fastkuhlission, stand doch ein Ochse direkt hinter einer Kurve). Ich genoss nochmal alle möglichen schönen Trails zurück in die Bucht, dann kam das große Putzen. Nach dem starken Regen vor einer Woche gab es noch genügend Pfützen. Das ergab schon genug Dreck am Rad, aber bei der Umfahrung einer dieser, rutschte das Rad ab und ich lag im Gras, das Rad in der Pfütze. Hört sich ungut an, hatte aber einen Vorteil. Seit meinem Sturz im September schmerzte meine linke Hüfte. Jetzt landete ich auf der Rechten und einen Tag später schepperte die linke Seite weiter ein. Gerade gebogen!
Nun hieß es alles winter- und sturmfest machen. Ich war der letzte des Teams und verrammelte alles mehr denn je. Mal sehen, ob die Rumpelbude nun zum ersten Mal den Winter bruch- und wasserfrei übersteht. Im Rückblick war es meine beste Saison. Das tollste Team bisher. Alle im Schnitt etwas älter oder eher reifer. Jeder wusste, was zu tun war und packte ohne Aufforderung an. Menschlich passte es auch sehr gut. Durch meine 2 Kurzurlaube konnte ich prima auftanken und durch das Abgeben der Schnorcheltour hatte ich mehr Werkstattzeit. Meiner Gesundheit tat es auch gut, die erste Saison, die ich ohne Krankheit überstand. Kein Arztbesuch in 6 Monaten, perfekt! Auch meine Radler waren brav wie nie. Keine verletzten Kinder und Jugendliche, die hatten in den letzten Jahren die meisten Stürze. In 6 Monaten nur 2 Erwachsene beim Arzt, aber keine schlimmen Sachen, nur Schürfwunden. Alle Knochen blieben heile und Helmverweigerer gab es auch keine. Sehr gut! Unsere neuen und auch die alten Räder liefen sehr gut, kein Ausfall auf Touren. Der Beginn der Umrüstung auf unplattbare Reifen zeigte auch Wirkung, die Plattfüße gingen von 66 auf 34 fast um die Hälfte zurück. Leider gab es ein paar Radler weniger, was wohl an der großen Wärme im Juli lag. Da lagen alle bewegungslos am Strand. Die Wanderwoche lief ganz gut, aber an der Bikewoche dürfen noch einige mehr teilnehmen. Nächstes Jahr findet sie im Juni statt, gewandert wird wieder Anfang Oktober. Die Saison fängt wie immer im Mai an. Ich bin da. Ihr auch?
24.10.15 Abreisewelle
Vor wenigen Stunden sind die letzten Gäste dieser Saison abgereist und die letzten Arbeiten in der Station wurden beendet. Das bedeutet: Urlaub! Eine Woche habe ich noch auf Korfu und nach durchwachsenem Wetter in den letzten 2 Wochen, sehen die Vorhersagen bisher sehr gut aus. Das will ich nutzen und ein paar Tage auf dem Rad und zu Fuß verbringen. Mal raus aus der Bucht und auswärts übernachten. Ob es überhaupt noch Zimmer gibt? Ich werde berichten.
Die letzten Gäste waren supernett und sehr aktiv. In der letzten Woche kamen wir mit 10 Personen in die 007-Bar. Jimmy war gar nicht vorbereitet, Eleni shoppen und er alleine überfordert. So sprang ich kurzerhand als Kellner ein, was prima funktionierte. Zwischendurch hatte ich etwas Zeit und testete neue Wanderungen. Eine ruhigere Runde, genannt „Schlemmertour“, die Idee dafür hatte Stephanie. Eine Woche später ging ich sie erstmals mit Gästen, da eine größere Wanderung nach Starkregen unmöglich war. In wenigen Stunden fielen nachts 40 l Regen pro Quadratmeter. Viele Wanderwege waren dadurch sehr matschig und am Strand schwemmte es unheimlich viel Sand weg. Der Tümpel bei Maria wurde zum reißenden Bach und vielerorts spülte es Teile der lehmigen Promenade ins Meer. So braun habe ich das Wasser noch nie gesehen und wir hatten Glück, dass es unsere Boote nicht davonspülte.
Als Gegenpol zur ruhigen Schlemmerrunde erarbeitete ich eine Actionwanderung nach Afionas. Über Stock und Stein, mit Schwimmen, Abendessen, Sonnenuntergang und Taschenlampenrückweg. Diese wollte ich auch mit Gästen ausprobieren, aber leider war an dem Tag das Wetter zu schlecht. Bei der Erkundung war ich auch neugierig. Einige Gäste fanden in der Vergangenheit einen Alternativweg in die Zwillingsbucht, kamen immer total verkratzt und manchmal dehydriert zurück. Ich weiß nun warum. Das ist, wenn, nur mit langer Kleidung, bergauf, und mit Alpinerfahrung ein Spaß. Sowas von zugewachsen, stachlig und abwärts lebensgefährlich. Ich hatte einen gehörigen Adrenalinspiegel, musste mich voll konzentrieren und ganz schön Kratzer einstecken. Auf dem Weg sind 90 % aller Pflanzen stachlig. Es war wie beim Tätowieren, am Anfang schmerzend, dann lange Zeit ertragbar duch Schmerzgewöhnung und nach einer Überdosis jeder Dorn unerträglich. Aber ein tolles Abenteuer. Danach streunte ich noch durch Afionas, um einen Alternativweg zur Straße zu finden. Nach langem Suchen gelang auch dies und am Ende war ich mächtig geschafft, da ich beide Wanderungen hintereinander erkundete und über 20 km bei fast 1000 Höhenmeter heraus kamen. Als Belohnung ging es zu Linda in die Night Owl, anschließend bei Dämmerung durch schönen Matsch durch die Olivenhaine zurück. Leider konnte ich die Wanderung nicht mehr mit Gästen testen, es regnete zu viel und der Weg war mir dann zu gefährlich.
Ich spielte dafür lieber mit den Kindern, entwickelte meine 3. Time's up Eigenedition, diesmal laminiert für längere Haltbarkeit. Alle hatten richtig Spaß dabei.
Ansonsten war die Zeit der Abschiede. Die Tavernen, Bowlingcenter, Goldschmiede und Gästehäuser schlossen nacheinander. Wir waren oft eingeladen und es gab tolle Abende. Käseplatten, Wein und DJ beim Goldschmied Alex, exzessives Bowlen und Kickern im Bowlingcenter, Pizzamassenvernichtung in der Katoi, Überfressen bei 007 und Vernichtung der Ouzoreserven bei Magdalena. Jetzt musste erstmal Sport her...
11.10.15 Großes Getöse!
Der Herbst ist da und wie! Dafür ist unser Strand weg (s. Bild). Wir hatten einen heftigen Herbststurm am Wochenende. Bisher hatte ich hier nur einen, der so heftig ausfiel und das war im Mai 2013. Diesmal waren aber alle gut vorgewarnt und es gab keinen großen Schaden, jedoch hat das Meer unseren Tresen der Surfstation geklaut, zumindest die Tischplatte. Die angebundenen Beine sind noch vorhanden. War sowieso ein olles Ding, vielleicht gibt es jetzt nen Neuen. An ruhigen Schlaf war nachts nicht zu denken. Der Sturm pfiff um die Häuser und ein Gewitter platzte mit einem Donnerhall los, dass die ganze Bucht senkrecht im Bett stand. Nicht ein lauter werdendes Grummeln, sondern ein Riesenknall und nach einer Sekunde sintflutartiger Regen. Abgefahren! Ich nutzte die nasse Zeit, um die ersten Räder winterfertig zu machen und auch eine Schwimmrunde wurde bei meterhohen Wellen getestet. Das Tauchen unter den Wellen machte Spaß, aber im Wasser war so viel Seegras, ich hatte danach ein Kilo davon in der Hose und im „Fell“. Das war mit duschen nicht komplett zu entfernen und so finde ich überall, wo ich Kleidung wechsele, noch Brösel.
Am 2. Sturmtag dann weniger Regen, aber wir boten trotzdem Schlechtwetterprogramm an. Ein Spielenachmittag für alle, wobei sich nur Kinder einfanden, davon aber 9 Stück. Sie hatten sehr viel Spaß bei Time's up, Kinderwissensspielen und weiteren Brettspielen.
Nun wird das Wetter wieder gut und ich habe auch Radler. Weiß gar nicht mehr, wie das geht nach so viel Wandern. A popo wandern, die Woche stand unter einem guten Wetterstern. Vor der ersten Wanderung hörte es direkt auf, ein Gewitter bei der Abendwanderung konterten wir mit früherem Aufbruch aus und sonst blieb es trocken. 6 Wanderungen ohne einen Tropfen Regen und das im Oktober!
Dafür ließ die Wanderdisziplin immer mehr nach. Am letzten Tag stand plötzlich nur noch Heinz vor mir, alle anderen kniffen. Dann kam der Bus. Für 2 Personen! Ich fragte den Busfahrer, ob wir noch stornieren könnten und sein Chef stimmte per Telefon zu. Der liebe Dimitri fuhr uns sogar noch zum Autoverleiher, der hatte sogar spontan ein Auto und so fuhren wir beide ins Pantokratormassiv, nachdem ich noch meinen Führerschein geholt hatte. Die Vermieterin meinte, sie brauche den Schein für den Vertrag, gab mir das Auto, damit ich ihn holen konnte und nahm dann die Daten auf. Das ist Griechenland, wie ich es liebe!
Problem: Ich hatte keine Rundwanderung geplant, musste das mit dem Auto aber so organisieren. Also auf der Fahrt im Kopf 2 Wanderungen mit einer Radtour verknüpft und los ging es. Eine schöne Tour mit leckeren Einkehren. Uns gefiel es gut und da wir schnell unterwegs waren, saßen wir abends pünktlich bei den anderen Wanderverweigerern in der Taverne Nausika. Wie ich vermutet hatte, waren sie beim Trinken dann aber wieder sehr stark. Dazu nette Überraschungen. Der ruhige Boris entpuppte sich als sehr guter Sänger, Sabine als Kaffeesatzleserin und um 12 Uhr sogar als Geburtstagskind. Ein schöner, langer Abend, mit viel Spaß und Gelächter. Ich wurde ermutigt die Woche im nächsten Jahr wieder anzubieten, aber vielleicht mit mehr Geselligkeit und weniger Kilometern. Habe mir schon Gedanken darüber gemacht. Eine Wanderung bleibt gleich und vier Neue kommen dazu. Am ersten Tag und am Letzten gibt es etwas weniger Kilometer.
Nach dem Erfolg und dem Sturm wird jetzt wieder geradelt. Habe Leute für kleine und große Touren. Wir werden aber erst einmal auf den Straßen bleiben, abseits versinkt man im Schlick. Der Endspurt beginnt!
06.10.15 Wandern ohne Ende oder doch nicht?
Bin wieder zurück auf meiner Insel. Es war eine tolle Zeit in Deutschland. Wir haben so viel unternommen. Viele Radtouren. Zum Wohnwagen mit Lea und einer Freundin. Nach Braunschweig zu meinen Ex-Schiffskollegen Diana und Chris. Zum Windsurfen ans Steinhuder Meer, und nach Übernachtung zurück mit Gepäck über den kompletten Deisterkamm. Möglich machten dies einige freie Tage von Stephanie, meist solides, wenn auch kühles Wetter und mein neues Rad. Ich habe einige Fahrräder verkauft, mit denen ich nicht zurecht kam oder sie nicht mehr brauche und davon zum Teil das Neue finanziert. Ist eine verrückte Eigenbaumischung aus Renn-, Reise- und Mountainbike. Brauche jetzt eigentlich dazu nur noch mein Mountainbike für die Vollbotanik, für alles andere taugt das Neue.
Dazu noch Wandern, eine silberne Hochzeit und Spieleabende. Auf jeden Fall eine tolle Zeit, die knapp 3 Wochen haben wir in vollen Zügen genossen. Nun heißt es noch einen Monat Korfu, danach 3 Wochen in Deutschland und dann geht es mit dem Schiffchen auf die Kanaren zum Überwintern. Mit der AIDAsol gibt es die Runde Gran Canaria, Madeira, Lanzarote, Teneriffa und La Palma. Schön anspruchsvolle Inseln, viele Berge und hoffentlich nicht so viel Regen.
Auf Korfu wurde ich am Samstag direkt mit Regen begrüßt. Wir saßen abends mit unserer Wandertruppe im Delfini, als es losging. Zum Glück nur dezent. Dafür richtig am ersten Wandertag in der Frühe. Zum Glück hörte es direkt vor dem Start auf. Es war zwar etwas schlammig am ersten Anstieg, aber es ging. Nachdem alle die Honigtaltour geschafft hatten, ging es abends zu Niko in die Katoi zum Futtern. Am Montag dann die Tour mit traditionellem Picknick auf dem Angelokastro mit anschließender Bootsrückfahrt von Paleokastritsa. Dienstag eine neue Tour, von Liapades nach Gianades und zurück bis Paleo. Die Wandertruppe besteht aus 6 Personen, dazu 2 Tagesgäste. Mitgemacht haben aber bisher nie alle, so sind wir jeden Tag immer zu fünft unterwegs gewesen. Manche lassen es einfach im Urlaub langsamer angehen oder es plagen mal Muskelkater oder Füße. Bisher konstant dabei immer nur die Männerfraktion, Heinz und Meinereiner.
Auf jeden Fall haben wir viel Spaß auf den Touren und auch danach an den gemeinsamen Abenden, wobei ich bei einigen den Eindruck habe, sie sind etwas stärker im Trink-, als im Wandersport :-)
Nach ruhigem September haben nun die Herbstferien begonnen und es sind viele Aktive angekommen. Stephan war heute mit 10 Einsteigern auf Radtour und für morgen wollen 25 Personen mit auf Abendwanderung. Leider soll es nun wieder schlechtes Wetter geben. Mal schauen, was wir durchführen können. Bei Südwind und Regen würde auch Schnorcheln und sonstiger Wassersport ausfallen. Nicht schön. In unserer Jugendzeit wollten wir schon eine Partei gründen, die für die Abschaffung der Klimazonen steht. Überdachung von Europa, Beregnung in der Nacht, Sonne am Tag und Rückenwind auf allen Fahrradwegen. Mitglieder werden gesucht!
Mal sehen, was der Herbst noch so bringt. Ich denke mal dreckige Wanderschuhe und Fahrräder. Vielleicht komme ich im Frühjahr nochmal in eine Gegend, wo es nicht so oft regnet. Ich will Sonne!
10.09.15 Ratzfatz!
Ja, so schnell bin ich wieder am Schreiben. Das liegt wohl am schlechten Wetter, da bleibt Zeit auf dem Balkon. Heute sitze ich hier wieder in kurzen Sachen, das war gestern anders. Wintereinbruch! In der Werkstatt „nur“ 24°C nach dem ersten Regen, da hatte ich lange Zeit einen Fleecepulli an. Am Abend dann begann der große Regen und ich saß mit Decke, Pulli und Socken auf dem Balkon. Auch nachts dann wieder mit Decke. Lange Hosen verweigerte ich, könnte auch daran liegen, dass ich keine Ahnung hatte, wo sie im Umzugschaos geblieben waren. In der Nacht dann ein Stürmchen, nicht so schlimm wie vor Tagen angekündigt. Die griechischen Vorhersagen hatten es aber verpeilt mit der Heftigkeit und so waren viele zu leichtsinnig. Ich musste bei mir nur eine Plane an der Werkstatt wieder befestigen, da ein altes Seil und Kabelbinder rissen, aber an der Surfstation war 2 Stunden Nachtschicht angesagt und trotzdem gingen 3 Segel kaputt. Viele Liegestuhlverleiher ließen auch ihre Holzplanken liegen und so gibt es hier nun wieder genügend Feuerholz für den Herbst. Am Tag dann herrliche Wellen, zwischen den Schauern Sonne und bester Sandstrand. So ging ich zu Fuß an der Wasserkante zur Arbeit, machte Frühstück am Strand und in der Mittagspause ab mit dem SUP in die Wellen. Ich bastelte mir eine Sicherheitsleine, die sich aber in der ersten Welle als zu dünn erwies. Ich kam toll ins Fahren, dann warf mich die Welle ab, die Leine riss und das Brett schoss in Richtung Strand. Ich sah mich schon das Brett zahlen, aber zum Glück waren Jugendliche in den Wellen am toben, die mir das Teil in Sicherheit brachten. Danach nahm ich ein dickes Elastoseil, das hielt, verlangsamte aber die Durchblutung meines linken Fußes stark. Habe mir aber später direkt eine professionelle Leash, so heißt die Halteleine, gekauft. Die Plane habe ich auch mit dickem Draht und neuen Tampen befestigt. Der nächste Sturm darf kommen, dann kann ich weiter üben und nicht nur über Pablo beim SUP staunen.
Unterhaltsam war es heute für alle Beteiligten. Ich will niemandem zu nahe treten, aber wir konnten heute nur den Kopf schütteln, kamen doch ständig Leute und fragten, warum die Surf- und Segelstation nicht offen hätte. Diese stand voll im Wasser, die Bretter waren in Sicherheit gebracht, die Boote angebunden und davor tobten Zweimeterwellen. Brauche ich da noch fragen?
Am Nachmittag blieb sogar etwas Zeit, um mit Jugendlichen eine Runde „Time's up“ und „Alles im Eimer“ zu spielen. Für morgen habe ich auch wieder einige Gäste zu einer Runde Siedler am Abend überreden können. Geht doch!
Was war noch los? Im September nimmt leider die Schwerkraft wieder zu. Gestern ging ein langjähriger Wiederholungsgast in einem Schlagloch über den Fahrradlenker, dank Judokenntnissen rollte er sich zum Glück gut ab, und letzten Montag erwischte es mich selbst. Auf der Profitour zum Kaisers Throne gibt es eine Stelle mit tiefem Schotter. 2x fuhr ich die Tour bisher und jedes Mal nahm ich einen Fuß herunter. Diesmal war ich mutig, da ich nun mit einem 29er unterwegs bin und es heißt, dass dies Unebenheiten besser schluckt. Trugschluss im groben Schotter. Der schob sich zu einem Haufen zusammen, ich blieb stecken und fiel zur Seite. Ich merkte direkt, dass nichts schlimmeres passiert war, aber die ganzen Steine verursachten heftige Schmerzen, sodass ich dem Mitfahrern sagte: „Alles ok, geht gleich weiter, lasst mich nur eine Minute liegen, bis der Schmerz nachlässt“. Nach der Minute checkte ich das Rad. Kein Kratzer! Glück gehabt. Also nach 2 Minuten weiter. Die Mitfahrer schauten mich an und meinten, ich wäre krass. Aber was sollte ich machen? Das Fahren lenkte von den Schmerzen ab und Schürfwunden trocknen sowieso am besten an der Luft. Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich diese Saison unfallfrei bleibe, aber das war wieder nur ein Wunsch. Solange es so ausgeht...
Auf jeden Fall wird es ruhiger. Weniger Gäste, kleinere Tourgruppen, alles entspannter. Morgen wird das Wetter wieder besser, am Wochenende Surfwind und ab Dienstag Urlaub. Wenn nix Wildes passiert, dann melde ich mich wieder im Oktober, wenn die erste Corfelios-Wanderwoche stattfindet. Einige Anmeldungen sind schon vorhanden, Plätze sind aber noch frei!
09.09.15 Da war was los!
Da bin ich wieder! Mehr als 4 Wochen sind vergangen. Eine tolle Zeit! Gleich nach Ankunft meiner Mädels streikten erstmals in der Hauptsaison die Radler und so konnte ich statt Profitour eine Bootsausflug mit Lea und Stephanie machen. Eigentlich war das später geplant, als nachträgliches Geburtstagsgeschenk, aber so konnten wir an Stephanies Geburtstag direkt starten. Toll! Ich bekam auch kurzfristig noch ein Boot, zwar nicht das PS-Wunder, aber es tat seinen Dienst. Los ging es zum Kap Drastis. Erster Stopp vor Arillas, Klamotten aus und rein ins Wasser. Glasklar, viele Fische an den Felsen und schön warm. Lea war es zu tief und so paddelten wir zu zweit. Als wir zurück auf Boot wollten, stellten wir fest, dass es gar keine Badeleiter besaß. Was sollte denn das? Ich dachte an den Film „Open Water 2“, in dem so etwas ähnliches bei einer Yacht passiert und die Leute fast alle starben....ich schaffte es aber kletternd an Bord, Stephanie jedoch nicht. Sie schwamm zum Strand und stieg dort wieder zu, zum Glück waren wir nicht zu weit draußen, sonst hätte ich sie Kielholen müssen. Also nächstes Mal erst die Leiter checken! Weiter ging es an der schönen Steilküste bis zum Kap. Auf der Rückfahrt erkoren wir einen kleinen Strand als den Unseren aus und spielten dort zu dritt wie Kinder. Matschschlacht, mit Matsche einschmieren, in die Wellen springen, buddeln und unsere Umrisse in den Sand malen. Dann zogen Wolken auf und wir fuhren mit Käpt'n Stephanie zurück in die Bucht (wenn auch manchmal Zickzack). Dort noch ein Badestopp und nach Bootsrückgabe ein schönes Abendessen. Ein herrlicher Tag!
Dann ging es los mit radeln und wandern. Lea fuhr insgesamt 3 Einsteigertouren und eine Sundowntour, Stephanie je 2. 2 Abendwanderungen, 2 Tageswanderungen, wobei Lea ganz stark die Tour nach Paleokastritsa lief. Voller Elan und fast mehr redend als ich. Eine ganz tolle Tour! Mit dabei auch wieder viele Wiederholungsgäste vom letzten Jahr. Eine schöne Truppe mit viel Spaß beim Laufen.
Die Radtouren zu der Zeit waren auch ein großer Erfolg. Über 3 Wochen hatte ich eine Gruppe Radler, die alle gleichschnell fuhren, dazu sicher im Gelände. Ich konnte endlich meine neuen Geländetouren ausprobieren und nun auch die neuen Räder richtig fordern. Wir fegten nur so durchs Gelände. Auch wieder dabei Norman, Peter und Marek, meine Stammkunden der letzten „Auguste“. Norman wieder mit seinem Monsterrad, das keine Bodenunebenkeiten kennt. Ich „nenne“ es immer seinen Fernsehsessel, so sicher sitzt er darauf. Einfach geniale Touren, mal so richtig austoben!
In der zweiten Woche lernte Stephanie surfen, Lea fand früh Freundinnen und war kaum noch gesehen. Bei genialen warmen Wassertemperaturen wurden die Mädels zu absoluten Wasserratten und Stephanie war nach 3 Tagen Kampf dann super am Fahren. Nach ihrer Prüfung waren wir sonntags erstmals zusammen auf dem Wasser und bei starkem Wind völlig begeistert. Sie kam erstmals richtig in Fahrt und ich mehrmals in lange Gleitphasen, diesmal ohne Sturz. Noch nie kam ich so zufrieden und ohne Fluchen vom Wasser und das Beste: Peter hatte es gesehen und lobte mich dafür! Jetzt habe ich den Bogen raus und weiß, welches Material ich brauche, damit es gut funktioniert. Yippie!
In der 3. Woche kam Stephanies Tante aus Paris zu Besuch und meine Mama. Volles Haus. Gleich am ersten Tag meiner Mama packten wir alle in ein Mietauto. Ab ging es über Aussichtspunkte zu urigen Dörfern, einem Esel-Gnadenhof und einer Bienenfarm. Tolle Arbeit, was die Leute hier machen. Sie nehmen die Esel auf, die nicht mehr gebraucht werden. Fast jeder hat hier inzwischen einen Pickup, die Esel sind oft alt und mit schiefem Rücken, keiner will sie mehr haben, und hier können sie in Ruhe ihren Lebensabend verbringen. Sie sind nicht hinter Zäunen, sondern freilaufend, neugierig, sehnen sich nach Streicheleinheiten und Leckerlies. Dazu noch viele Hunde, Katzen und ein Pferd.
Auf der Bienenfarm gab es tolle Naturprodukte, viel Ruhe im Olivenhain, Picknick und ein Tischtennismatch mit Stephanie. Auf dem Rückweg tankten wir viel zu viel und so beschlossen wir um die ganze Nordküste zurück zu fahren. Noch ein Badestopp in Agios Spiridon, leckeres Abendessen in Peritha, dann in Windeseile zurück, um das Auto pünktlich abzugeben. Nach einer rasanten Fahrt kamen wir pünktlich auf die Minute an.
Am letzten Tag folgte noch ein schöner SUP-Ausflug, dann endete schon die tolle Zeit. Wir unternahmen noch viel mehr, aber das würde den Rahmen sprengen. Auf jeden Fall wurden wieder Fledermäuse gezählt und nachdem der Vermieter sie mit skurrilen Vorrichtungen vertrieben hatte, zogen sie 2 Tage später auf der Rückseite wieder ein. Nachdem letztes Jahr 104 Stück gezählt wurden, kamen wir diesmal auf 103. Vielleicht haben wir aber auch eine übersehen. Alle wieder da!
Mit meiner Mama war ich dann abends viel unterwegs. Wir futterten sehr gut (zum Leidwesen meines Bauchumfangs) und tranken manchen Wein zusammen.
Nun reiste sie auch ab, jetzt habe ich noch eine Woche bis zum Urlaub. Nach 4 Wochen Superwetter wird es nun herbstlich. Mehr Wolken, Wind, etwas Regen und am Donnerstag soll ein Herbststurm kommen. Wenn er so stark wie angekündigt wird, dann wird hier Landunter sein. Ich werde berichten.
06.08.15 Verbeult!
Zu früh gefreut! Nun haben mich die Viecher doch eines abends erwischt. Ich sitze gemütlich mit Räucherspirale auf dem Balkon, kein Stich, will ins Bett gehen, räume ab und da die Außenlampe nicht funktioniert, übersehe ich das Glas in der Dunkelheit. Bäng! Aufschlag auf dem Steinboden und weiter ein Stockwerk tiefer in den Hof. Tausend Scherben und ich mit Taschenlampe überall am Fegen. Dann fiel ich hundemüde ins Bett. Was ich dabei vergaß, war das Fenster. Die Schiebetür zum Balkon geschlossen, aber das Fenster nicht. So kamen nachts die Mücken durch die Luftschlitze, zerdellerten mich und summten um meinen Kopf. Mit Licht sah ich die Bescherung. Überall die Viecher. Also auf die Jagd. Viele hatten sich an mir schon träge gefressen, aber 2 Stück waren zackig, ich bekam sie in meiner Schlaftrunkenheit nicht. Also zog ich um ins 2. Schlafzimmer. Mückenfrei, aber die Nachbarn lassen 24 h ihren Deckenventilator laufen und das olle Ding ist so laut, dass ich auch kaum zum Schlafen kam. Dieser Schlafmangel hängt mir immer noch nach und unter den normalen Viechern war wohl auch eine Zebramücke. Auf die reagiere ich anders, mit dicken Bollen.
Die habe ich mir heute von Fischen behandeln lassen. Ich war nach einer Radtour zur Abkühlung schwimmen, schaute mir dann die Fische unter Wasser in Strandnähe an, verhielt mich ganz ruhig und da kamen sie und knabberten an mir. In der Stadt ist das der Renner. Die Leute halten in den Läden ihre Beine ins Wasser und die Fische knabbern die alten Hautschuppen ab. Dafür bezahlen sie dann Geld, das nennt sich Fisch-Spa. Bei mir knabberten sie an den 2 dicken Bollen, erst war ich unsicher, dann ließ ich geschehen und siehe da, sie jucken jetzt nicht mehr. Was es alles gibt!
Ansonsten eine ruhige Woche, liegt wohl daran, dass es vielen zu warm zum Bewegen ist, dabei sind es „nur“ solide 35°C im Schnitt. Aber meine Touren fanden alle statt, wenn auch in kleiner Besetzung. Fast immer mit dabei Thomas aus Berlin, den ich in 2 Wochen vom Stadtradler zum Mountainbiker machte. Wir waren viel unterwegs, die große Tour am Montag sogar nur zu zweit. Dafür gaben wir richtig Gas und nahmen jede sich bietende Geländepassage mit. Eine tolle Tour! Seine Tochter Alex fuhr auch mehrmals mit und ein neuer bärenstarker Jugendlicher. Jan vertrat glänzend seinen großen Bruder Paul, der die letzten Jahre immer mitfuhr, nun aber arbeiten musste. Wieder einer, der mich spielend am Berg platt fuhr. Immer diese Fliegengewichte! Dafür war er der 2. Jugendliche, der am Schokokuchen der Konditorei Melisito, am Ende der Tour scheiterte. Der ist einfach zu mächtig, ich hatte Jan vorgewarnt.
Das warme Wasser nahmen wir auch erstmals seit 2 Jahren zum Anlass für ein Langstreckenschwimmen mit Gästen. Diesmal mit Rettungskajak und SUP anstatt Rettungsboot. Kein Geknatter und Spritgeruch. 6 Mutige wagten sich auf die Strecke, dabei 2 Jungs mit 14 und 16 Jahren. Erstmals schafften es alle! Niemand ließ sich ziehen oder stieg aufs Rettungsboot. Super Leistung!
Sodele, die nächsten 3 Wochen ist Funkstille! Meine Mädels und meine Mama kommen, dazu eine Tante von Stephanie. Full house! Da bleibt keine Zeit zum Schreiben. Bis Ende August!
31.07.15 Erhöhte Schwerkraft
Eins vorweg: Das Wetter ist immer noch super! Seit über einem Monat kein Tropfen Regen, bestes Strandwetter, mit nie dagewesenen 30°C Wassertemperatur. Am Tag so 35°C im Schatten, mein Wetter. Nachts könnte es im Thassos 2 Grad kühler sein, denn bei 29 schlafe ich noch super, bei 31 nicht mehr ganz so gut. Auch bei den Temperaturen finden sich noch Radler und Wanderer, teils große Gruppen. Mit 14 Personen Wanderung nach Paleokatritsa und mit einmal 13 und einmal 18 Personen auf Einsteiger-Radtour. Super, wäre da nicht die erhöhte Schwerkraft, wie im letzten Jahr. Vor 2 Wochen dachte ich noch: Was für eine tolle Saison, noch kein Sturz. Jetzt purzeln die Leute leider wieder wie die Maikäfer auf den Rücken. 1x pro Woche auf der Einsteiger, weil sie meinen Rat nicht annehmen und am Berg zu viel riskieren. Passiert ist dort zum Glück noch nichts Wildes. Eine Schürfwunde und ein Sattel sah nicht mehr neu aus. Auf der Fortgeschrittenentour rutschte letzte Woche ein Teilnehmer etwas in die Büsche, auch harmlos, aber nun mussten schon 2 zum Arzt. Wespe ins offene Trikot auf der Abfahrt, gestochen, Panik bekommen und den Lenker verrisen. Das ergab Schürfungen und 4 Stiche am Ellbogen. Gestern das gleiche Ergebnis. Beim Anzeigen des Abbiegens in ein Schlagloch gefahren und mit einer Hand den Lenker nicht halten können. Ebenfalls am Ellbogen genäht und Haut auf der Straße gelassen. Der Arme war die Woche schon mit dem Roller gestürzt und fiel gestern genau auf die gleiche Stelle, das ergab Abschürfung der Abschürfungen. Aua, er wird in der Nacht sicher keinen Spaß haben. Aber auch mit dem Rollersturz ist er nicht alleine, ein lieber Wiederholungsgast rennt auch mit Blessuren durch die Gegend. Hoffentlich hört das im August wieder auf. Im letzten Jahr war es so. Wenn es an der Schwerkraft liegt, dann bin ich guter Dinge. Der Durchsatz von sterilen Kompressen überstieg auf jeden Fall im Juli den Bedarf an Fahrradflicken. Die unplattbaren Mäntel zahlen sich nun aus, leider sind die unstürzbaren Gäste noch nicht im Handel erhältlich.
Auf jeden Fall ein großes Lob an die Griechen! Bei den 2 heftigen Unfällen waren immer Einheimische zur Stelle, kümmerten sich mit mir um den Verletzten, fuhren sie jeweils unentgeltlich ins Krankenhaus, weil die Krankenwagen hier so unzuverlässig sind. Gerade lese ich, die DAK rät zu einer privaten Krankenzusatzversicherung, weil die Ärzte in Griechenland nur noch Bargeld nehmen, da die hiesigen Kassen pleite sind. Alles Unfug! Pleite sind sie, weil die Ärzte die Gäste behandeln und ohne Bezahlung wieder nach Hause schicken. Die Verunfallten waren komplett verwirrt. Behandelt, genäht, verbunden und keinen Cent bezahlt. Auf jeden Fall ist die Hilfsbereitschaft unbeschreiblich. Von wegen Hass auf Deutsche.
Heute hatten meine Wanderer der letzten Woche den letzten Urlaubstag oder waren unter den Sturzopfern, ansonsten wollte niemand per Pedes losziehen.
Das gab mir die Möglichkeit, an die Nordküste zu fahren, Ersatzteile für die Sturzräder zu kaufen, neue Wege zu testen und endlich auch eine Probefahrt mit den neuen Rädern zu machen. Das wird auch langsam nötig, da sich der Dämpfer meines Rades nach 5 Jahren Dauereinsatz vorgestern verabschiedet hat und ich bei Querfeldeintouren Alternativen brauche. Also erstmals auf einem 29er durch Korfu. Manche lieben die Räder, manche schwören darauf, mir ist es völlig egal. Bergab auf Schotter fand ich das Rad gut (was aber auch am nur gut funktionierendem Dämpfer gelegen haben kann), aber sonst merkte ich wenig Unterschied. Für große Leute ab 1,85 m finde ich sie gut, die „Riesen“ sitzen darauf viel besser und sicherer, aber bei meiner Größe....
Großer Unterschied war der Sattel. Der war mir zu breit und da ich nach dem Einkauf mit schweren Teilen im Rucksack fuhr, meldete sich mein Hintern heftig. Trotzdem war es ein Glückstag. Ich fand auf den „Einkaufswegen“ tolle neue Passagen, es entstand auch eine neue Tour, jetzt brauche ich nur noch Leute, die so weit und auch Querfeldein fahren können. Da hapert es oft. Es melden sich viele zu Fortgeschrittenen-Touren an, die zwar Fortgeschritten im Radeln, aber nicht mit mit dem Mountainbike sind. Die schönen Wege gehen eben meist durchs Gelände, unasphaltiert, da haben viele keine Erfahrung und trauen sich nicht. Da aber alle auf der Straße purzeln, sollte ich vielleicht doch mehr ins Geände gehen, da sind die Teilnehmer konzentrierter.
Bingbing! Bergfest! Die Hälfte der Saison ist um! Es läuft gut, vor allem gesundheitlich. Fühle mich fit und freue mich auf weitere Touren. Die Wärme zehrt dabei schon an den Kräften, aber ich liebe es. Nicht frieren, schön schwitrzen und abends in kurzen Sachen draußen sitzen.
Auf jeden Fall müssen wir nächste Woche eine Fledermauszählung machen, wenn Lea und Stephanie kommen. Die Population hat im Thassos zugenommen und rund ums Haus liegt alles voll mit deren Häufchen. Dieses Jahr starten sie an 3 Seiten, bin gespannt, was wir zählen. Ich schätze 200 Stück, die über meinem Kopf tagsüber kopfüber im Dach hängen. Leider schaffen sie es nicht alle Mücken aufzufuttern, es brummt und sticht immer noch auf dem Balkon. Aber ich reagiere nicht auf die Stiche, wie in Deutschland, nur rote Punkte und kein Juckreiz. Anders als die schlimmen Sandfliegen in Neuseeland, dort eine echte Plage.
Auf in den August! Mal schauen, was der 2. Teil so bringt!
19.07.15 Summertime!
Was ein Wetter! Seit Wochen genial, Sonne satt und gute Wassertemperaturen. Die Wassersportler meckern etwas wegen zu wenig Wind, aber der stört mich nicht. Wir schwitzen zwar etwas mehr auf den Touren, aber wenn man genug trinkt, läuft es gut, den Berg hoch sowie aus allen Hautporen. Saunagang ist immer gratis dabei! Im Schnitt sind es 35°C, was uns aber nicht abhält, schön zu wandern und zu radeln. Letzten Dienstag Rekord, Abendwanderung nach Arillas mit 35 Teilnehmern! Ich fühlte mich alleine etwas überfordert und so kam Lena mit ihrem Hütehund Emma mit. Emma ist aber zu gutmütig und so wurde herrlich getrödelt. Da ich aber vorbestellt hatte, ging alles reibungslos, der Salat war schon vorgeschnippelt und das Ingwerbier in Massen kalt gestellt.
Am Mittwoch war ich mal wieder mit schnorcheln dran. Bei den Wassertemperaturen kein Problem. Es trauen sich nun auch sehr viele Tierchen aus ihren Verstecken, sehr schöne Unterwasserwelt. Kleine Fischschwärme, Seesterne, Seegurken, Drachenkopffische und Putzgarnelen.
Am Donnertag Teamessen im Fisherman. Ich war seit 3 Jahren nicht mehr dort. Wie auch damals bleibt nicht viel für einen Vegetarier übrig, aber immerhin war ich so der Einzige, der am nächsten Tag keine Bauchschmerzen wegen Überfüllung hatte. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend, liefen hin und fuhren in der Nacht per Boot zurück.
Freitag dann erstmals in dieser Saison Wanderung zur Agia Triada. Mit dabei eine völlig skurrile Truppe. 2 sächsische Lehrer, eine Rolfing-Therapeutin, ein Althippie und ein Pfarrer, der gleichzeitig Jäger ist. Total verrückt, aber lustig. Bei den Temperaturen wurden wirklich wilde Geschichten erzählt und die Tour war auch abenteuerlicher als geplant. Hinter dem alten Kloster von Nymfes gibt, nein, gab es einen schönen Pfad durch Wälder und Olivenhaine. Nun haben die Olivenbauern alles geschnitten und den Weg zerstört. Alle Wegweiser weg, kaum jemand findet nun noch den Weg, was man an der folgenden Bachüberquerung merkte. Alles zugewachsen mit Bambus und dornigem Zeugs. Äste abknicken, Dornen beseitigen und trotzdem wild kraxeln und Kratzer bekommen. Aber wer erinnert sich schon an einen langweiligen Forstweg? Diese Tour bleibt im Gedächtnis. Da der Busfahrer abends noch an den Flughafen musste, meinte er, ich soll nicht (wie fast immer) zu spät sein. Also machte ich etwas Druck (es wurde auch arg getrödelt), was mir den Namen Sklaventreiber einbrachte. Ich wollte aber einfach die Wanderung schön mit den Füßen im Meer der Nordküste, bei einem kalten Bier ausklingen lassen, anstatt gehetzt an einer Hauptstraße aufgesammelt zu werden, was Plan B war. Wir schafften es dank der Versklavung locker, entfernten Kletten und Schuhe, um es uns dann in einer Hotelbar gemütlich zu machen.
Heute dann Infotreff, Werkstatt und endlich einmal ein ruhiger Nachmittag. Der angekündigte Surfwind blieb aus und so ging ich schwimmen. Auf dem Weg zur Zwillingsbucht dachte ich, das wird langsam langweilig. Auf noch schneller hatte ich keine Lust, aber auf weiter. Dann die Idee! Mit unseren neuen Paddelboards gibt es die Runde „SUP das Kap“. Das sind 4,5 km um unser Kap. Ich bin noch nie mehr als 3 km geschwommen, aber die neue Technik erlaubt Energiesparschwimmen. Also los! Zur Zwillingsbucht gibt es fast nur endlosen Sand, dort am Kap wurde ich belohnt. Felsenformationen und massig Fische. Nicht riesige, aber dafür viele. Auf dem Rückweg durch die beiden Buchthälften kraulen und dort 50 m laufen. Das fand der Kreislauf gar nicht gut. Also auf der anderen Seite wieder ins horizontale, kühle Nass und zurück. Am Ende wusste ich, was ich gemacht hatte, fühlte mich aber nicht fertig. Nervig war eher der viele Motorbootverkehr. Immer aufpassen, falls da mal jemand ohne Brille am Steuer sitzt. Anschließend noch eine Runde arbeiten und dann zur Belohnungspizza in die Katoi Bar.
Am Dienstag muss ich mich dann aus Magdas Doppelfesterglasbude varabschieden und ins laute Einglas-Thassos ziehen. Naja, nach einer Tour wie heute schlafe ich sicher auch dort gut.
Wenn ihr den Text hier nicht gleich findet oder zu schnell findet, liegt das daran, dass ich nach Anregungen nun den neusten Bericht immer als Erstes einfüge. Da braucht ihr weniger suchen!
14.07.15 Bäumchen wechsel dich!
In meinen ersten 2 Saisons hatte ich immer über 6 Monate das gleiche Apartment. Einrichten und in der Rumpelkammer wohlfühlen. Seitdem ich nun Urlaub mache und Damenbesuch bekomme, ist das anders. Letztes Jahr war ich am Anfang wie gewohnt im Patras, nach dem Urlaub im Thassos, damit Stephanie und Lea genug Platz hatten und nach dem Herbsturlaub bei Magda. Ich dachte, das wird dieses Jahr ähnlich. Ist aber ganz anders. Wir sind noch nicht ausgebucht und so kann sich Lena noch etwas Geld sparen, wenn sie mich in freie Apartments hüpfen lässt, bis wir voll sind und ich dann erst extern wohne. So war ich vor dem Urlaub im Patras, nach der Zeit für 2 Wochen bei Magda, nun 10 Tage im Helena, dann noch 4 Tage im gleichen Haus, aber anderem Zimmer und danach schließlich extern, wenn wir wegen der Krise keine Stornierungen kriegen sollten. Ist zwar immer etwas nervig mit ganzem Hausrat umzuziehen, aber langweilig wird es so nicht.
Ansonsten heißt es radeln und wandern gut. Diesmal stöhnen die Leute auch nicht wegen der Temperatur, da es in Deutschland heißer ist. Die Wassertemperatur ist nun auch wieder annehmbar, aber es dauert immer etwas. Der kalte Wind „Maistro“ klaut uns pro Tag 3° Wassertemperatur, ruhiges Wetter wärmt 1° pro Tag auf. Also nach 3 Tagen Kaltwind brauchte es über eine Woche, bis das Schwimmen wieder Spaß macht.
So nahm ich am Sonntag die Herausforderung an und schwamm das erste Mal wieder in die Zwillingsbucht. Echt super. Ich habe meinen Schwimmstil umgestellt, bin auf die 3 Kilometer damit nur ca. 5 Minuten langsamer, habe früher ausgepumpt am Strand gelegen und nun könnte ich die Strecke direkt danach nochmal angehen, wenn es Zeit und Temperatur erlauben würden. Diesmal waren es 23 °C und ich hatte danach trotzdem 30 min. lang etwas taube Finger vor Kälte. Ich sag doch immer, ab 25 °C ist das Wasser für mich geeignet!
Am Sonntag war auch das Referendum über den Verbleib in der EU. Ich fragte die Einheimischen am Vortag, was sie machen würden und die meisten meinten: Nicht zum wählen gehen, da sie ihren und allen Politikern nicht mehr glauben. Zu viel Korruption und falsche Versprechungen. Sie wollen einfach nur in Ruhe ihren Job machen. So wie wir auch.
Joppa! 3 Tage später gab es den nächsten Schwimmversuch. Wasser an der Oberfläche 25°C, meine Temperatur, keine kalten Pfoten und 4 Minuten schneller als am Sonntag. Nun überlege ich das nächste Ziel. Längere Strecke oder schneller?
Das Umziehen geht auch weiter. Nach nur einer Woche Helena wieder zurück zu Magda wegen einer Stornierung. Mal schauen, wo ich noch so hinkomme. Ich packe immer weniger aus, im Moment ist es auch warm und trocken, da können dicke Sachen und Regenklamotten im Koffer bleiben.
Richtig aktive Gäste haben wir auch. Große Wander- und Radgruppen. Ganz nette Leute mit Elan. Viele davon traf ich auf unserem Dorffest, da ging es rund. Nach den normalen Ringtänzen der Frauen änderte sich die Musik und es kamen Lieder für spontane Männer. Ich feiere immer einen Tänzer aus Pagi. Voll gelenkig und mit Power. Er tanzte diesmal viel mit einem Opa, der auch alles gab und das Volk zum Johlen brachte. Anschließend ruhige Musik, die Tanzfläche leerte sich gänzlich, bis auf ein kleines Kind. Sie tanzte allein richtig schön weiter. Normal tanzen allein nur die Männer vor Frauen, oft vor der Geliebten und bei diesen Solis gehen die Zuschauer ehrfürchtig in die Knie. So geschah es auch bei dem kleinen Mädchen. Sie tanzte immer wilder und das halbe Fest schaute auf Knien zu. Sehr schön!
Danach wurde es ruhig und so ging ich zur Butterfly Bar, dort war noch Party angesagt und viele Gäste von uns anwesend, die ebenfalls im Helena wohnen und dort immer zusammen Gartenpartys machen. Eine bunte Runde aus Italienern, Südtirolern, Franzosen, Schweizern und Deutschen. Alle deutschsprachig und supernett. Die kleine Tochter der Südtiroler parkt ihr Dreirad immer neben der Maschine unseres Stefans (s. Bild), für mich das Bild der Woche!
Die Radtouren machen auch viel Spaß. In den letzten Jahren waren die Jugendlichen oft nur faul am Strand, zu keiner Aktivität zu bewegen. Jetzt kommen immer mehr mit auf Tour, alle gut drauf und zum Teil bärenstark. Feuer und Flamme ist dabei Felix, er steht auf Merida, hat von der Marke Trikot plus Hose und wir dieses Jahr neue Merida Räder, die exakt die gleiche Farbkombination besitzen. Er ist von den Rädern begeistert, traute sich am 2. Urlaubstag gleich die Profitour zum Pantokrator zu und brachte den bärenstarken Jörn endlich mal ins Schwitzen. Für mich blieb nur der 3. Platz, keine Chance. Immer dabei seit Jahren auch Georg. Stets gut drauf und ausgerüstet mit einer Lenkerkamera. Mal sehen, vielleicht schickt er mir mal ein schönes Video für meine Webseite.
Also im Moment alles top! Super Gäste, die Räder und Schuhe laufen gut, Wetter und Wasser spitze. Kommt vorbei, wenn es euch in Deutschland zu heiß, zu kalt oder zu nass ist!
30.06.15 Die große Krise
Seit Tagen gibt es in den Medien nichts mehr anderes zu hören wie Griechenland. Die Gäste sind verunsichert, sie rufen ununterbrochen an. Wenn wir hier keine Anrufe erhalten würden, hätten wir davon nichts mitbekommen. Alle gehen ihrer Arbeit oder ihrem Urlaub nach, die Supermarktregale sind voll, der Geldautomat funktioniert. Echt Wahnsinn, was in den Medien passiert. Sie schaden allen. Hetzkampagnen, Spekulationen, echt grausam. Die Griechen sind froh, um jeden Touristen, der ins Land kommt, sie sind herzlich und gastfreundlich. Also lasst euch nicht irritieren. Heute haben wir zum Beweis ein Bild an Strand aufgenommen, unsere Gäste zusammen mit den Griechen und unserem Team (s. Bild).
Das Wetter ist gut, nur nach mehreren Tagen Nordwind ist das Wasser etwas kalt. So blieb ich in meinen Mittagspausen lieber über dem Wasser. Einen Tag übte ich den Helikopterabsturz, wie Stefan ihn nennt. Eigentlich ist es die Helikopterwende, aber wir kapieren das Manöver beide überhaupt nicht und fallen immer nur spektakulär ins Wasser. Am Sonntag war dann kein Wind zum surfen und so probierte ich unsere neuen SUPs aus. Ich fuhr mit einem kippligen, aber schnellen Tourenbrett ums Kap. Leider stand da was im Weg. Eine Yacht und was für eine. 3 riesige Masten und geschätzt fast 100 m lang (gegoogelt 85 m, die größte Privatyacht der Welt), hochglanzpoliert und von Jetskis umkreist. Was ein Bonzenteil, Mietpreis pro Woche: 500000 €). Ich umkurvte das Viech, wurde dann auf dem offenen Meer ganz schön von den Wellen gefordert und als ich erstmals ins kalte Nass plumpste, begann ich mit einer neuen Sportart. SUPschnorcheln. Ich legte mich aufs Brett und schaute mir mit Schwimmbrille die Unterwasserwelt an. Mir begegnete sogar erstmals hier eine Muräne oder ist die am Gletscher und die Moräne unter Wasser? Das verwechsele ich immer. In einer Ecke traf ich auf Taucher, mein Chef kam mir auch entgegen, angezogen von der Neugier auf den Riesenkahn und auf dem Rückweg fischte ich noch eine große Styropherkiste aus dem Wasser, die einem Fischer über Bord gegangen war, denn es stand „Doraden“ drauf, aber keine war drinne.
Nun hat die Hauptsaison begonnen, die Radler halten sich aber noch zurück, dafür sind nun die Wanderer am Start. Zur Abendwanderung nach Arillas starteten wir mit 24 Personen, absoluter Rekord. Ein super Abend, dabei viele Kinder und Jugendliche. Auch wieder dabei der kleine Paul. Heute sogar zweifach. Am Morgen war er schon als zweitjüngster Teilnehmer jemals, mit auf Einsteigertour. Ohne ein Meckern! Super Paul!
27.06.15 Sackrisch koit!
So würde das in der Art mein Ex-Kollege Jürgen auf bayrisch sagen. Ich gehe bald echt in die Wüste, damit es nicht so kalt ist. Seit 2 Tagen bin ich zurück auf Korfu und wurde begrüßt durch kalten Wind, saukaltes Wasser und am ersten Arbeitstag mit einem morgendlichen Schauer. Da flüchte ich vor der deutschen Kälte und friere hier auch schon wieder im Schatten oder im Wasser.
Immerhin hatten wir in Deutschland ein warmes Wochenende und genau da haben wir Leas Kindergeburtstag nachgefeiert. Eine große Abenteuersause mit 9 Kindern. Lagerfeuer, Stockbrot, Schatzsuche, Nachtwanderung, Zeltübernachtung, Wasserspaß und Matschschlacht. Da war was los. Auch sonst viele gemeinsame Aktivitäten, Spieleabende Wanderungen und Radtouren. Tolle 2 Wochen!
Am Ende fand ich sogar noch einen Händler, der 2 meiner Fahrräder in Zahlung nahm. So gab es Platz und im September bekomme ich zum nächsten Urlaub mein neues Reiserad angefertigt. Mein Rennrad für Rennen brauche ich nicht mehr und mit meinem Reiserad wurde ich nicht glücklich, immer wieder ein entzündetes Knie. Nun probiere ich es mit einem Reiserennrad, ähnlich wie in Neuseeland. Hoffentlich passt das endlich, damit ich mit Spaß große Strecken mit Gepäck fahren kann.
Und was passierte auf Korfu in den 2 Wochen? Nicht viel. Ruhige Zeiten, 3 Wochen zwischen Pfingt- und Sommerferienzeit. Lena pflegte die Räder während meiner Abwesenheit, die Plattfüße blieben für mich. Da wir nun schon Sommersonnenwende hatten, heißt das wieder vermehrt in der Werkstatt platte Reifen flicken. Es gibt eine Pflanze, die genau zur Sonnenwende anfängt ihre Stacheln auszufahren. Auf einigen Rädern habe ich nun die griechische Variante an unplattbaren Mänteln aufgezogen und bisher ist an diesen Rädern auch noch kein einziger Platten aufgetreten.
Momentan sind zwar nur wenige Gäste hier, die dafür schwer aktiv sind. Fast jeden Tag eine Radtour und auch den ersten Gast, der mich platt machte. Roland ist 57, kommt aus Südtirol, hat das ganze Jahr Höhentrainingslager (Wohnort auf 1300m) und Berge, so weit das Auge reicht, in Sterzing. Mit ihm ging es das erste Mal dieses Jahr auf den Pantokrator. Wir nahmen jede Querfeldeinpassage mit und testeten auf dem Rückweg noch neue Wege. Am letzten Anstieg konnte ich seinem Tempo nicht mehr folgen. Respekt Roland! Auf jeden Fall gefällt mir die Tour so besser, nicht so viel Straßen und somit kaum Verkehr.
Letzte Woche begann auch die Zeit der Dorffeste. Den Start machte Pagi. Wir waren mit 22 Personen am Start. Mit der ganzen Gruppe wanderten wir über den Korfu-Trail nach oben. Einige waren ziemlich am keuchen, am lautesten war Paul, ein einjähriges Kind, aber nicht am hecheln, sondern am freuen, dass die Mama mit ihm auf dem Rücken so schwitzte. Das Dorffest ist eher ein kleineres, es wurde weniger getanzt, dafür mehr gesprungen. Die Besonderheit ist in Pagi der Jungfernsprung. In der Tradition sprangen die heiratswilligen Jungfrauen über das Feuer, heute ist es das ganze Dorf. Als wir um 23 Uhr wieder zu Tale liefen, hatte der Sohn von Maria an die 50 Runden über die 3 Feuer gedreht, Ende nicht absehbar. Am nächsten Tag ging es nach Afionas. Diesmal mit dem Team. Das Fest ist viel größer. Anstatt nur Souvlaki, wie in Pagi, kam hier wieder der Reisengrill zum Einsatz, auf dem 12 Lämmer gleichzeitig ihr Leben ließen. Dazu Zigeuner, die einem ständig Luftballons durchs Gesicht ziehen und Nippes andrehen wollen. Dazu endlose Tänze, Bier und Süßigkeiten. Mitte Juli folgt unser Dorffest, dann ist es auch wieder genug für die Saison. Irgendwie sind sie alle gleich, aber jeder geht doch immer wieder hin.
Eine schöne Radelgruppe hatten wir die letzten Wochen auch, mit Steffi, Renate, Heiner und Oli ging es mehrfach auf Tour. Immer gemütlich, aber mit Ausdauer und viel Spaß. Selten war ich bei Fortgeschrittenentouren so spät zurück, was auch am überaus gesegneten Appetit von Oli lag. Meist bestellte er in den Pausen 3 Gänge. Da er so gerne futtert, wurden wir einen Abend zu ihm eingeladen und lecker bekocht. Mit dabei die beiden Kinder und unsere 3 kleinen Adoptivkatzen. Anschließend noch ein schöner Spieleabend mit Basti und seinem Bruder Wolfi, der eine Woche zu Besuch kam. Eines der spannendsten Siedlerspiele, das ich je hatte.
Wandern wollte niemand mit mir, so nutzte ich die freie Zeit, um neue Touren zu testen. Am Freitag entdeckte ich fast nur Sackgassen und Dornenwege, aber am Samstag der volle Erfolg. Schöne Wege querfeldein und wunderbare Aussichten. Nur am Kap Drastis war ich enttäuscht. Früher gab es dort einen Trampelpfad zum besten Aussichtspunkt. Da die Leute immer die Wiese einer Oma zertrampelten, setzte sie sich irgendwann hin und hielt die Hand auf. Für 1 € hob sie die gespannte Schnur an. Das war ok, nur im nächsten Jahr wollte sie schon 3 Euronen und nun ist aus dem Trampelpfad eine Straße geworden, das Gelände eingezäunt und nur VIP- Gäste dürfen für 5 € in den „Themenpark“. Auf dem Schild dazu ließen einige Frustrierte ihren Hass aus. Es ist mit schwarzer Farbe besprüht und mit Beschimpfungen beschriftet. Ich kehrte also um, da ich kein VIP sein wollte und fand einen genialen Aussichtspunkt über das Kap und seine Klippen. Ein Trampelpfad durch die Oliven führt dorthin, bleibt die Frage: Wie lange noch?
04.06.15 Radleransturm
Sodele, die Pfingstferien sind fast geschafft. Bin müde, aber es hat sich gelohnt. Mehr als 100 Ausleihen in 2 Wochen und vollbelegte Touren. Die Einsteigertouren mit vielen Kindern waren anstrengend, weil einige einfach nicht hören wollten. Aber es blieben alle sitzen, wenn auch knapp. Einmal wurde ich fast selbst von einer Mutter umgebügelt. Die Sundowntour fand dann mit meinen 2 Lieblingsjungs Giulio und Luca statt, die fahren mit 10 und 8 Jahren so super, dass ich mit ihnen richtig ins Gelände ging. Das machte ihnen einen Riesenspaß, aber die Erwachsenen am Start waren ganz schön gefordert und meckerten wegen der Anstrengung, während ihnen die Kinder locker davon fuhren. Die beiden halfen mir auch viel in der Werkstatt, was immer mit einem Feierabendeis belohnt wurde. Die Fortgeschrittenentouren waren auch ein voller Erfolg. Große, schöne Gruppen mit 2 superstarken Jugendlichen. Sebastian und Justus fuhren uns mit ihren 14 Jahren locker an die Wand.
Gewandert wurde auch kräftig, 2 neue Touren mit guter Resonanz. Dabei war die Bootsrückfahrt von Paleokastritsa in der einen Woche der Hammer. Fontas fuhr uns durch kräftige Wellenberge, wir wurden pitschnass, manche waren in Todesangst, andere in höchster Verzückung. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt und Fontas grinste sich Einen.
Diesmal gab es während der Zeit endlich einmal keinen Sturm, dafür war es manchmal bewölkt und es gab einige Schauer. Das gab erhöhten Putzaufwand in der Werkstatt und einige Programmpunkte liefen etwas anders als geplant ab. Zum Beispiel saß der Geist eines Abends hinter seinem Stein, wartete auf seinen Einsatz und es begann zu regnen. Das Kostüm nutzte ich dann als Regenponcho. So saß und saß ich, es ging einfach nicht los. Nach 15 Minuten kam Lena zu mir geklettert und meinte, die Vorstellung wäre wegen Regens abgesagt, die Boote zur Rückfahrt wären schon bestellt. Alle wussten es schon lange, aber den armen Geist hinter dem Stein hatten sie vergessen zu benachrichtigen.
Zweimal kam ich auch zum Volleyball. Ein Wunder! Letztes Jahr fand es entweder nicht statt oder ich war zu der Zeit noch lange nicht fertig in der Werkstatt.
Jetzt heißt es 2 Wochen Urlaub, Kraft schöpfen für die Hauptsaison und endlich wieder meine Lieben sehen. I'll be back on 20.6.!
22.05.15 Ruhe vor dem und beim Sturm
Klingt komisch, ist aber so. Morgen kommen die Pfingstgäste, volles Haus. Darum konnte ich die Woche noch genießen und mit Manfred alleine Gas geben. Die neue Profitour nach Pelekas und meine fast neue Panoramatour wurden von ihm wörtlich mit „Prädikat seniorentauglich zertifiziert“. Wir harmonierten wieder prächtig und auch neu getestete Einkehrmöglichkeiten wurden von uns Beiden als „absolut lecker“ eingestuft.
Leider wollte diesmal außer ihm niemand weit wandern, dafür gab es auf Wunsch eine Extranachtwanderung. Da wir momentan immer mal in andere Bereiche schnuppern, liefen die Wassersportler und Nicky fuhr mit mir die Bar in die Zwillingsbucht. Wir waren Gespött der Tavernengäste. Sie speisten, wir versuchten das neue Rettungsboot ins Wasser zu bekommen. Es ist so schön klein, aber so schwer. Wir kämpften wie die Berserker und schafften es mit letzter Kraft. Da wir nicht total nass werden wollten, versuchten wir mit dem Boot durch die Brandung zu paddeln, was aber misslang. Kurz vor dem Aufsetzen versuchten wir es dann venezianisch. Paddel in den Boden stecken und kräftig abstoßen. Das gelang dann und wir erreichten genug Tiefe, um den Motor zu starten. So richtig schnell ist es wegen seines Gewichtes auch nicht, also gemütlich zur Zwillingsbucht schippern und das Boot an Land gleiten lassen. Wäre super gegangen, aber nachdem ich den Motor schon aus hatte, kam unerwartet Seitenwind und drückte uns in Richtung Felsen. Wäre ich alleine gewesen, hätte es Schrammen gegeben, aber Nicky machte wieder Gondolieri und ich den Rückwärtsgang rein. Dann endlich das schwere Ding an Land gehievt, Bar aufgebaut und Lagerfeuer aufgeschichtet. Kurz bevor die Wanderer ankamen, dann mit etwas Brandbeschleuniger angefacht. Das Treibholz brannte gut, aber dann kam plötzlich Wind und der formschöne Trockenbusch auf der Spitze brannte so kräftig, dass wir Angst vor einem Buschbrand hatten. Auch das Ersatzholz lag an (normal) sicherer Stelle, denn aus der Richtung kam noch nie Wind. Diesmal aber! Es blieb aber alles heile, Boot, Bucht und Büsche. Das nächste Mal laufen wir wieder und überlassen das unseren muskelbepackten Wasserratten!!!
Kurz vor Pfingsten kamen auch meine restlichen Ersatzteile an und so konnte ich die neuen Räder aufbauen. War zwar ein Akt, bis alle Teile vorhanden waren, mehrmalige Telefonate, ergebnislose Autofahrten, aber am Ende erwischte ich den Radladenbesitzer endlich und unsere Mäntel waren auch geliefert worden. So schnappte ich mir Nicky und wies sie in die Kunst des Manteltauschens ein. Sie war mir einen Tag eine sehr talentierte Praktikantin und auch beim Beschriften des neuen Verleihsystems eine große Hilfe. Mit Wanderung und ohne Nicky hätte ich bis Pfingsten nicht alles geschafft. Danke schön Nicky!
Auch an den zweiten Eisheiligen kam wieder kräftiger Wind vorbei, zum Glück aber fast ohne Regen. Der Regen war schon vorher zu Besuch, zum Glück abends, ich hatte nur ein Rad im Verleih und am nächsten Tag keine Tour, also völlig ruhig bei Regen und Stürmchen.
Die Wellen danach nutzten wir dann zu viert mit den SUPs. Sebastian und Pablo können das schon richtig gut. Wellenreiten mit den Brettern! Basti ist auf gutem Weg und ich übte eher formschöne Flachköpper vom Brett . Ich muss die Wellen noch lesen lernen. Meist fahre ich die Welle zu früh an, sie trägt mich kaum, dafür bricht die nächste hinter mir und fegt mich vom Brett. Eine war richtig groß und als ich in diese einschlug, hatte ich das Gefühl, ich würde mit dem Gesicht aufs Brett fallen. Aber da war nix! Nur eine extrem harte Welle. 10 Minuten lang tat mir die Schublade ganz schön weh. Nach einer Stunde Austoben und einem Kilo Seegras in der Hose hatte ich genug und ein üppiges Abendessen verdient. Momentan steht hier der Mond gut für geniale Pasta. Ich habe noch nie so eine gute Sosse gezaubert wie diese Woche. Habe allerdings auch das erste Mal vegetarisches Hackfleisch gefunden. Mariniert und mit Rotwein gekocht. Lecker!
So, nun beginnt der Pfingststurm! Von 0 auf 100 in 24 Stunden. In den nächsten 2 Wochen werde ich kaum zum Schreiben kommen. Danach stehen 2 Wochen Urlaub an, da melde ich mich wieder!
19.05.15 Alles neu!
Die erste Woche mit Gästen ist beendet. Aktiver als ich dachte. Auf Einsteigertour waren wir 8 Personen, mit Manfred fuhr ich 2 knackige Touren und am Freitag ging es auf die erste Wanderung. Eine richtig große Tour, da wir wegen großer Wellen nicht mit dem Boot abgeholt werden konnten. Dieses Jahr geht es bei der Südroute nicht zum Angelokastro, sondern zum Arakli-Berg, dem höchsten in unserer Region mit 505 m. Der Wind wehte dort kräftig, aber der Ausblick war überragend. Das anschließende Spontanpicknick auf einem Eselspfad war auch herrlich. Für 2 Mitwanderer wurde dann aber der Rückweg zu lang und so beendeten wir zu dritt die größte Corfelios-Wandertour meiner Geschichte. 22 km, über 800 hm bergauf und mehr als 9 Stunden Dauer. Es war super!
Auf den Radtouren baute ich auch neu erkundete Strecketeile ein und am Mittwoch konnten wir unsere neuen Räder abholen. Zum Aufbau blieb keine Zeit, sie sehen aber schick aus und laufen bestimmt prima.
Neue Surfbretter haben wir auch. Ich dachte erst, die wären viel zu leicht und kipplig für mein Können, aber was alles neue Technik ausmacht. Superleicht und dafür sehr stabil. Am Dienstag testete ich noch mit altem Material, Basti gab mir einige Verbesserungstipps und die setzte ich mit den neuen 160 Liter Brettern am Donnerstag, bei schönem Wind und leichten Wellen, um. Dazu glückten mir die ersten Halsen und Wenden in der Welle, ich war begeistert.
Das neue Team ist auch klasse. Voll aktiv. Alle probieren verschiedene Sportarten aus, arbeiten selbstständig und haben sogar Lust aufs Spielen. Ein Siedlerabend und bei der Eröffnung des Bowlingcenters wurde gekickert, Air Hockey gespielt und gebowlt. An meinem Geburtstag waren wir auch alle zusammen was Trinken. So macht es Spaß!
Die 2. Vorsaisonwoche brachte auch viel Laune. Weiterhin ist Manfred mit mir auf Tour. Er wird immer stärker. Wir testeten den Zustand bekannter Routen, neue Strecken und wandelten teils auf unbekannten Passagen. Wir fahren fast das gleiche Tempo, das passt super. Hoffentlich bin ich in 18 Jahren noch genauso fit!
Die Eisheiligen bringen hier auch, wie jedes Jahr, Spannung ins Wetterroulette. Nach einer superruhigen Woche nun kräftige Winde, mal kalt, mal warm, mal mit Sahara-Sand oder auch mit Wellen und Regen. Der Sand ist überall. Tägliches Kehren und doch knirscht es immer. Durch die neuen SUPs gibt es nun auch eine schöne Feierabendalternative bei kaltem Wasser oder Wellen. An einem Abend wagte ich mich mit Basti bei Welle aufs Wasser. Wir versuchten Wellenreiten mit den Brettern. Dem fortgeschrittenen Basti gelang das gut, bei mir manchmal etwas, aber auch schöne Flachköpper vom Brett waren dabei, wenn ich die Wellen falsch anfuhr. Die Nebenhöhlen wurden auf jeden Fall bestens gespült!
10.05.15 Würmer und wilde Wege
Was im Moment wieder schön ist, sind die vielen Glühwürmchen. Durch die Straßenlaternen sind sie nicht so schön zu sehen, darum schnappte ich an einem Abend die Taschenlampe und lief hinein ins Honigtal. In den Olivenhainen sind sie nicht so verbreitet, aber dafür in den Wiesen. Ein Lichtermeer und große Gruppen blinken immer im Takt, so schön und abgefahren. Dabei schaute ich mir auch gleich eine Furt an, die ich oft beim Wandern überquere. Hier hat jemand einen Wackelsteg gebaut, auch eine Neuerung und es waren viele Kröten anwesend. Die kennen anscheinend gar keine Taschenlampen, denn als ich sie anleuchtete, blieben sie seelenruhig sitzen.
Da wir dieses Jahr auch wieder eine Abendwanderung nach Arillas anbieten wollen und der Weg öfters etwas verwachsen oder an der Küste weggespült ist, wollte ich einen Test machen. Nicky suchte für ihre Kinder auch noch eine Abenteuerwanderung und so bot ich ihr an mitzukommen, denn ich kenne noch einen wilden Weg an der Küste entlang. Nickys Praktikantin Anni, die gestern das Team verstärkte, wollte auch die Gegend kennenlernen und einer der Sebastians war auch mit von der Partie. Wir nennen ihn nun Basti, denn das mit den 2 Sabastians ging einfach nicht. Der Aufstieg nach Afionas durch Olivenhaine war überraschend frei, der Abstieg zur Küste auch gut machbar, aber dann. Der Weg am Wasser ging früher immer über viele Steine, mal ein Strauch im Weg, sonst gut machbar. Die Klippen bestehen dort aber überall aus Lehm und durch den vielen Regen im Winter gab es einige kleine Erdrutsche. Das wäre nicht wild, aber an manchen Stellen wurden Büsche und Bäume mit in die Tiefe befördert, die oft im Weg lagen. Manche waren zu umklettern, andere jedoch so groß, dass wir ins Wasser ausweichen mussten. Da hieß es barfuß über die Steine balancieren. Wir alle mit Rucksack und Handys. Jeder hoffte nicht auszurutschen, Basti schaffte es dann schließlich und stützte sich mit einer Hand ab. Wäre ein guter Reflex gewesen, hätte er nicht in einer Hand seine Schuhe inklusive Socken gehabt. Anni bekam später auch noch nasse Füße, Nicky holte sich an Dornen kräftige Schrammen, nur der Guide hatte nichts. Das führte dann in Arillas zur Revolution. Alle 3 hatten großen Hunger und waren gezeichnet, ich wollte noch den Arillas Trail testen. So trennten wir uns, sie gingen direkt zum Essen, ich machte einen Umweg und stellte fest, dass der Weg wenigstens schon freigeschnitten ist. Also schnell die Klippen hoch zum Essen, aber nix da. Die Lehmklippen sind wie jeden Winter wieder weiter abgebrochen, der Weg an machen Stellen nur noch 30 cm breit und unterhöhlt. Einmal musste ich springen, einmal etwas klettern. Das ist mit Gästen nicht machbar, also nochmal runter und die Inlandsvariante probiert. Die ist zwar weniger spektakulär, dafür ungefährlich und weist nur ein Matschloch auf, dass bestimmt bald mit Brettern oder Steinen überbrückt wird. Im Agrotiri erwarteten mich die anderen schon und nach einem Salat hatten wir leckere Nachtischwaffeln verdient. Lena holte uns dann ab und nun weiß jeder, dass das Leben eines Wanderguides auch nicht nur Freizeit ist.
Übrigens: Ich habe schon wieder ein Telefon versenkt. Neu dabei, es war mein gutes Privates und es war diesmal schon vor Saisonbeginn. Ich wollte die erste Wäsche der Saison waschen und das Teil meinte „ochi“ (griechisch nein). Da ich das schon kenne, machte ich den Dieter Bürgi und holte den halben Hausrat der Gäste aus dem Sieb. Danach lief die Maschine, aber am Sieb lief Wasser aus. Mist. Also Putzeimer holen, Sieb wieder öffnen und Steine/Sand mit Wasser ausschwemmen. Danach war alles dicht, nur plötzlich fiel mein Telefon aus der Rucksacktasche. Da dieser auf der Maschine stand und darunter der Putzeimer, könnt ihr euch vorstellen, wo mein Teflon eintauchte. Ich holte es blitzschnell heraus, es war auch noch in einer Hülle, das half. Schnell öffnen, mit Tüchern trocknen, danach Pressluft durch alle Öffnungen und 2 Tage in der Sonne trocknen. Danach einschalten und...es läuft wieder! Glück gehabt. Mal schauen, ob ich das mit dem Dienstgerät auch noch schaffe.
Das erste mal auf dem Boden lag ich auch. Gestern fuhr ich die Einkaufsfahrräder zu den jeweiligen Häusern. Wie immer auf Meinem und ein altes Möhrchen parallel. In der Mitte der Bucht ist eine kleine Brücke und dort gibt es 2 Wellen. Die Möhre hüpfte etwas und kam ins Schlingern. Normal kein Problem. Vorderrad anheben und stabilisieren. Nur haben die Teile einen Einkaufskorb. Der blieb unter meinem Lenker hängen, ich musste das Rad fallen lassen und der Korb zog auch meinen Lenker zur Seite. Ich kam ins kippen, sprang noch halbwegs ab und krachte dann mit den Rädern genau vor Marias Snackbar. Sie kam gleich mit ihrer Schwester angelaufen, weil es schepperte und ich laut griechisch fluchte. Ich fluchte über die griechischen Straßen, die Beiden meinten, es läge eher daran, dass ich 2 Räder gleichzeitig führe, ich winkte ab und fuhr wieder los, zum Unglaube der Beiden. Absoluter Wahnsinn. Bei der ganzen Aktin rissen nur 2 Kabelbinder am Korb, sonst alles ganz. Ich hatte auch nicht einmal eine Schramme, nur eine dreckige Hose. Was ein Stunt! Letztes Jahr war ich erst einen Tag später gestürtz, zur Eröffnung von Annes Wanderercafe. Heute war 1-jähriges Jubiläum und zu dem kamen viele mit dem Auto. Basti, Gast Manfred und ich per Rad. Basti hatte nach einer Erkältung ziemlich zu kämpfen mit den 500 Höhenmetern. Danach waren die leckeren Häppchen im Spiti Tichi hochverdient. Es zogen dann plötzlich dunkle Wolken auf und bevor wir in größter Gefahr die ganzen Serpentinen hätten hinunter fahren müssen, zogen wir etwas früher los und erlebten einen tollen Sonnenuntergang am Chelidoni-Berg (s. Bild) und eine herrliche Abfahrt.
05.05.15 Tolle Touren und Startschuss
Die Pantotour war auch ein voller Erfolg. Sicherlich die schönste Wanderstrecke auf ganz Korfu. Lange bergan auf schmalen Pfaden mit tollen Aussichten (ich hatte sie leider nicht wegen Nebels) und durch Urwälder, teils aus Lorbeer bestehend, fast wie auf den Kanaren. Danach über ein Hochplateau mit Viehweiden und über schmale Pfade ins alte Dorf Palia Perithia. Dort schlug ich mir mit lokalen Leckereien den Bauch voll und stieg über Wiesen und Urwälder ab bis an die Nordküste. Weiter an einer Lagune vorbei, durch Pinienwälder bis zur Nordspitze der Insel und dem offiziellen Ende des Korfu-Trails. Super!
Begeistert von der Gegend startete ich am Folgetag wieder mit dem Rad und am Ende entstand noch eine Profitour zur großen Höhle von Loutses. Also ein voller Erfolg. 2 neue Profitouren per Rad und 2 tolle Wanderungen.
Am Samstag wollte ich dann einen Ruhetag am Strand machen, aber das Wetter spielte nicht mit. Kühl, windig und wolkig. So wurde es eher ein Faulenzertag und gegen Abend wanderte Nicky mit mir einen neuen Weg nach Afionas und wir futterten nett im weißen Haus.
Sonntag dann der erste Arbeitstag. Mit dabei Sebastian und Sebastian, Surf- und Segellehrer. Wir brauchen für die Beiden unbedingt Spitznamen zum Unterscheiden. Abends dann Teamessen in Arillas und anschließend zur Saisoneröffnung von Alex, unserem Goldschmied in der Bucht. Ein super Abend, so viele bekannte und neue Gesichter, dazu tolles Catering eines Bekannten aus Venezuela. Alles vegetarisch, ich konnte bald nur noch rollen. Am Montag probierten wir dann am Abend unsere neue Errungenschaften aus. Mit 4 SUPs (Stand up Paddel) ging es auf Tour. Pablo, 2x Sebastian und ich. Die 3 können das schon recht gut, ich hatte es bisher nur 1 Stunde probiert und merkte, dass ich nicht so elegant aufsteigen konnte, wie sie. Als ich es versuchte, sauste mir das Brett unter den Füßen weg und Pablo musste es mir bringen, weil ich nicht so tief ins kalte Wasser wollte. Also doch wie ein Anfänger hochkraxeln. Wir testeten eine richtig große Tour. Rüber zur Zwillingsbucht, auf die andere Seite tragen, herum ums Kap, einmal quer duch die Bucht zu einer Taverne und von dort zurück an die Station. Bestimmt 8 km. Sehr schön, alles lief prima, nur stellte ich wieder einmal fest, dass ich nicht multitaskingfähig bin. Ich stand sicher, aber wenn ich zu viel quasselte, verlor ich mehrmals das Gleichgewicht, blieb aber immer auf dem Brett. Bis kurz vor Schluss, da war ich so unkonzentriert und ging doch noch Baden. Huah, war das kalt. Ich hatte aber einen Neoprenanzug an und so wurde ich schnell wieder warm und ging dann in Ufernähe nochmals freiwillig baden. Ist auf jeden Fall eine Alternative, wenn das Wasser zu kalt zum Schwimmen und der Wind zu wenig fürs Surfen ist.
Heute Arbeitstag 3, am Ende standen 50 % der Räder fahrbereit im Stall. Da es den ganzen Tag schön warm und windstill war, traute ich mich am Abend dann zur ersten Schwimmrunde ohne Neopren. Der Thermometer zeigte 20 °C, das ist meine Grenze. Steht die 1 vorne, gehe ich nicht mehr freiwillig ins kalte Nass. Immer diese Überwindung und langes Schwimmen geht auch nicht, weil der Körper zu schnell auskühlt.
Morgen versuche ich dann ein Lokal mit Internetanschluss zu finden, damit ihr die Zeilen auch lesen könnt.
Übrigens, der kleine Kerl auf dem Bild ist mein neuer Urlaubsbegleiter Mo. Mo habe ich von einem Freund bekommen. Er repräsentiert einen guten Zweck, aber das ist noch alles inoffiziell. Fakt ist, Mo ist ein Reisekuscheltier und wird diese Saison mit mir Korfu erkunden. Also nicht wundern, wenn er öfters auf meinen Bildern auftaucht. Danke Matthias für den putzigen Kerl!
29.04.15 Ankunft und schwere Schäden
Auf in die 4. Saison!
Diesmal bin ich nicht mit der Rad angereist, nach Neuseeland waren die Kassen leer und ich jobbte 6 Wochen in Schichtarbeit am Fließband. Ein hartes Ding und seitdem weiß ich, dass Fahrräder putzen gar nicht so eintönig ist. Immerhin kann ich Pausen machen, wann ich will und mal aufs Meer schauen, habe Tageslicht, bin mein eigener Herr und brauche mich für einen Toilettengang nicht umzuziehen.
Zwischen der Arbeit und Abflug war noch eine Woche Zeit, die genoss ich mit meinen lieben Mädels und zum Radeln. 300 km, mit teils mächtig Höhenmetern. So fühlte ich mich gut vorbereitet, packte meine Koffer und flog günstig von Bremen nach Korfu. Die Piloten waren auch geistig fit, aber seit der Germanwings-Geschichte klatschen jetzt wieder fast alle, wenn sie heile am Boden sind.
Viele hatten mich auch gefragt, ob Deutsche überhaupt noch Willkommen sind. Das kann ich mit einem ja, mehr denn je, beantworten. Durch das schwere Sparprogramm und nach einem harten Winter, sind die Leute froh um jede Einnahme. Alle superfreundlich und froh uns wieder zu sehen. Die Olivenernte fiel schlecht aus. Ungeziefer und zu viel Regen. Manche haben ihre Bäume sogar verloren, denn an unserem Hausberg gab es einen großen Erdrutsch, der eine Schneise der Verwüstung hinterlassen hat. Bäume, Wege und der Korfu-Trail sind teils zerstört.
Diese Woche wird noch nicht in der Station gearbeitet und so nutze ich die Zeit, um zu Erkunden. Neue Rad- und Wandertouren, dazu schauen, ob die bekannten Wege noch befahr- und begehbar sind. Viele sind beschädigt oder ganz zerstört. Echt heftig. Ich muss einiges umplanen und auf den Touren müssen wir alle gut aufpassen, damit keine Unfälle auf den kaputten Straßen passieren. Eins weiß ich: Die Hersteller von Autostoßdämpfern und Reifen werden dieses Jahr reich!
Bisher sind Lena, Pablo und meine Lieblingsnachbarin Nicky hier. Alles läuft langsam an, der Rest des Teams trifft am Samstag ein. Am Montag richtete ich mich ein und machte uns 2 Fahrräder fit. Am Dienstag entstand eine neue Profiradtour nach Pelekas zum Kaisers Throne, dem Lieblingsplatz von Kaiser Wilhelm II auf Korfu. Heute erkundete ich mit Nicky eine Wanderung zu den Höhlen von Loutses. Vor einigen Wochen lief im WDR ein Bericht über Korfu. Dort wandern sie vom Bergdorf Krini hinunter in unsere Bucht und kommen dabei an den Höhlen vorbei. Völliger Quatsch, die liegen 30 km entfernt im Nordosten der Insel, sind aber sehenswert und seit heute gibt es dort auch eine Wanderung durch wildes Gelände. Danach habe ich mir die Schäden am Korfu-Trail auf der hiesigen Wanderung angeschaut, ich hoffe, dass bis Pfingsten dort wieder ein Pfad freigebuddelt wird, damit wir auch die spannende Variante nach Paleokastritsa wandern können. Morgen geht es früh los, Lena fährt mich vor dem Frühstück ins Pantokratormassiv, dort erforsche ich die Königsetappe des Korfu-Trails.
Durch den vielen Regen ist dafür die Insel so grün wie nie zuvor. Tolle Natur. Überall grünt es, am Wegesrand massig gelbe Blumen und in der Landschaft vereinzelt lila Farbtupfer von den blühenden Judasbäumen.
Also diese Saison werde ich weniger schreiben, da viele Dinge doch in Korfu ihren Gang gehen wie die letzten Jahre, aber die Neuigkeiten teile ich euch immer mit. Einverstanden?!