30.10.14 Ndrs Zmr f dm Brg Srd
Nein, mein PC ist nicht kaputt und ich bin auch nicht betrunken. Ich bin in Kroatien und da werden viele Worte ohne Vokale geschrieben. Die Insel Krk oder der Berg Srd, auf dem wir heute waren. Es ist der dritte Tag auf dem Schiff und hinter mir liegt eine schöne Radtour um Dubrovnik. Durch die Stadt geht nicht, da ist alles Fußgängerzone und riesige Stadtmauern verhindern auch unerlaubtes Eindringen. Eine tolle Altstadt, normal völlig überlaufen, aber zu dieser Jahreszeit schön ruhig. Leckere Pizza und Eis, tolle Gebäude, man kann sich gar nicht vorstellen, dass hier vor 20 Jahren noch der Krieg tobte und die Hälfte der Stadt zerstört wurde. Aber das Schönste an der Tour war der Aufstieg zum Hausberg Srd, mit tollen Aussichten auf die Stadt, Bergland und auf eine fjördähnliche Gegend, in die wir vom Berg herab sausten. Leider hatte sich ein Gast übernommen, den hatte ich als Schlussmann dann im Schlepptau und am Ende in der Stadt mal wieder REGEN. Da der Gast platt war, fuhr ich mit ihm langsam alleine zurück, im strömenden Regen, während die Kollegen schon im warmen Schiff warteten. Morgen folgt Zadar und dann geht es nach Venedig, wo die neuen Gäste für unsere Reise nach Indien an Bord kommen.
Mein Anbordkommen war auch nicht so einfach. Am Samstag Morgen ging ich in Korfu nochmal auf Wanderung, da ich erfahren hatte, dass es einen neuen Trail nach Afionas gäbe. Frisch frei geschnitten. Ich probierte ihn aus, befand ihn für gut, aber nicht ungefährlich und suchte auf eigene Faust noch einen alternativen Rückweg. Das gelang ganz gut, bis auf einen Versteiger, bei dem ich auf nassem Geäst schön auf die Nase flog und einige nette Striemen mit in den Flieger nach Deutschland nahm. Es folgten 2 schöne Tage mit Stephanie und Lea, dazwischen umpacken und die ärtzliche Untersuchung fürs Schiff erledigen. Mitten in der Nacht ging es dann wieder los, mit 2 Stopps in München und Athen. Ich weiß jetzt, dass es bei Lufthansa im Wartebereich Freigetränke gibt und Schlafkabinen, wo eine Stunde Schlaf „nur“ 15 € kostet. Dass es doch noch Fluggesellschaften gibt, die im Flieger Trinken und Essen servieren und dafür kein Geld nehmen, aber das Essen immer noch schrecklich wie immer schmeckt. Dass russische Nonnen auf Betriebsausflug gehen und es auf dem Schiff viele Zufälle gibt.
Diesmal musste ich mich nicht neu orientieren, da die Aura, mit der Vita von letztem Winter, baugleich ist. Mein Chef ist auch derselbe, Alex. Beim letzten Mal fuhren wir auch nur eine Reise zusammen, diesmal leider genauso. Mit ihm war ich in Dubrovnik unterwegs, es mache Riesenspaß und wir waren viel zu spät, da wir so viel mit den Gästen quatschten. Auch wird hier wenig gegolft, sodass der Golfer oft mit uns unterwegs beim Radeln ist. Gestern in Bari waren so viele Buchungen, dass Carl, ein netter Brite, mit mir eine Tour fuhr. Morgens schauten wir uns zusammen die Altstadt an und danach fuhren wir mit den Gästen los. Mal ich vorne, dort was ich zuvor gesehen hatte oder auf einfachen Passagen übers Land, ansonsten hinten und bei den Stopps erzählte ich den Gästen Geschichten über eine Stadt, die ich an diesem Tag ebenfalls das erste Mal von innen sah. Auf meinem Trip letztes Jahr durch Italien fuhr ich nur an der Küste in die Stadt und flüchtete dann über die nächste Ausgangsstraße. Es lief aber prima und die Gäste waren begeistert. Ich vor allem von dem leckeren Cafe in einem Dorf außerhalb von Bari, wo wir alle mindestens doppelt so viel Kalorien zu uns nahmen, als wir verbrauchten.
Ja, nun heißt es wieder 7 Wochen auf 8 qm mit einem Kollegen leben. Momentan Matthias, Tanzlehrer und Animateur. Er arbeitet meist abends und nachts, sodass ich ihn zur 95 % nur schlafend sehe, wie er mich auch. Immerhin liegt die Kabine diesmal höher und nicht unter der Wasserlinie. Nebenan Lagerräume und nicht der Wassertank. Bisher schlafe ich hervorragend. Dazu mit Laura eine nette Kollegin, also bis auf die kühle Brise (von der Klimaanlage auf dem Schiff und der frischen Adria im Herbst) ist alles schick. Das wird sich in Arabien ändern! Ab ins Warme!
Noch zu den Nonnen: Die verfolgten mich. Erst auf dem Flug von Athen nach Korfu und dann tauchten sie unglaublicherweise in der Altstadt von Bari auf. Sie hatten dort auch eine Stadtführung und standen uns Radlern mehrmals im Weg. Einige waren auch etwas älter und hörten unser Klingeln nicht. Aber alles ging gut, niemand wurde verletzt. Vielleicht hätte ich ihnen den Weg in die Nudelgasse weisen sollen, dort werden handgemachte Ohrennudeln auf der Straße verkauft.
02.11.14 Venedig mog i net
Das neue Dreamteam: Carl Starr, unser Golfer, auf kroatisch eben Crl Strr und meinereiner. Nach Dobrovnik folgte Zadar und dort gingen wir auch wieder gemeinsam auf Tour. Carl vorne und ich als Schlussmann und Erzähler. Zuerst ging es durch die nette kleine Altstadt. Ein ziemliches Gewusel und auf dem Marktplatz standen wir wohl einem Rentner mit Krücke im Weg und er schubste den armen Carl weg. Der war davon nicht angetan und schimpfte dem Mann hinterher. Da wollte der mit der Krücke auf ihn losgehen, wurde aber von anderen Einheimischen zurückgehalten. Also nix wie raus übers Land und ins idyllische Städtchen Nin. Ein tolles Panorama. Hohe Berge im Hintergrund und um das Städtchen das Meer und kleien Inseln. Nach Pause in einem schönen Lokal ging es zurück und dann hieß es wieder in Richtung Italien aufbrechen. Großer Wechseltag in Venedig. Am Morgen schaute ich mir die Stadtkulisse beim Einlaufen an. In wir wurden viel ungute Erinnerungen geweckt. In meiner Kindheit war ich immer mit meinen Eltern in der Nähe im Strandurlaub. Das war herrlich, bis auf einen Tag. Immer wenn das Wetter nicht so schön für den Strand war, stand der alljährliche Venedigausflug an. Stinkende Kanäle, schwüles Wetter, Menschenmassen und der Besuch von Glas- und Klöppelfabriken. Nix für mich, wie auch der Wechseltag. Werbetafeln und Material schleppen, Gäste verabschieden oder einweisen, nur komische Jobs. Dazu sind die Italiener echt knittrige Gesellen und schikanierten mich mit doofen Kontrollen. Eine Stunde brauchte ich am Abend um den ganzen Werbekram und die Hinweisschilder einzusammeln. Sauschwer alles und andauernd durfte ich irgendwo nicht rein oder raus. Ich war so froh, wie wir ablegten. Ich hatte keine Lust auf Venedig bei Tag und auch nicht bei Nacht. Die wollen auch aus Hochwasserschutz zukünftig die Kreuzfahrtschiffe aus dem Hafen verbannen, meinen Segen haben sie. Also schnell weiter nach Triest, noch ein Wechseltag, aber auch Tourentag. Ich durfte die Aktivtour fahren und mit dabei natürlich wieder Crl Scrr. Er durch die Stadt vorneweg, die ländlichen und bergigen Teil leitete ich. Bestes Wetter, schöne Landschaft, eine tolle Abfahrt, das schöne Schloss Miramare und das Schiff direkt in der Stadt. Ein perfekter Tag. Nun sind auch die Nachfolger von Alex an Bord. Franka und Arne, beides Taucher, denn wir kommen bald in wärmere Gefilde. Morgen in Dubrovnik kommen wir erst sehr spät an, nur 3 Stunden Tageslicht. Wir mussten unsere Touren umstellen und kürzen und fahren sie nun in 3 Varianten, teils auf unbekanntem Terrain, mal schauen, wie das funktioniert.
09.11.14 Durch den Suez-Kanal
Ich kann euch sagen, das war ein Akt. Bis ich die ersten 2 Berichte online stellen konnte, musste ich erst einmal den gordischen Internetknoten lösen. In den ersten Tagen gibt es eigentlich wenig Freizeit und die nutzte ich zum Schlafen oder Lernen der neuen Touren. Eigentlich dachte ich, dass ich in der Adria gemütlich als Schlussmann fahre und dann erst im Orient dran bin. Das lief anders, massig an Buchungen und ein kleines Team. Da hieß es fahren, beraten, verkaufen, putzen und in den Pausen noch alles übers Land und Leute lernen.
Aber zum Internet: Ich brauchte ein Passwort. Das dauerte, bis ich es hatte. Dann die Zeit haben, denn das Netz hier läuft im Schneckentempo. Und wie ich dann meine Webseite aufrufen wollte, sagte der Computer nein. Also geforscht, ob ich zu blöd bin, bis ich dann erfuhr, Firefox wird vom System an Bord nicht erkannt. Also über den Explorer, da sagte meine Webseite: Der bist zu alt. Also update laden, dazu sagte das System hier, zu viele Daten, dauert zu lange, kann nicht geladen werden. Also Chrome versuchen, dazu sagte der Computer: Nein! Nicht sicher genug. Dann die rettende Idee! Über den alten Explorer einloggen und dann über Firofox arbeiten. Das hat nun über eine Woche gedauert und daher gingen jetzt auch erst meine Berichte online. Uff, was eine Aktion!
In Dubrovnik dann unsere Spezialtouren. Alex, Laura, Franka und Crl fuhren sanfte Touren, ich donnerste mit den Aktiven auf den Hausberg Srd. Das lief echt gut, ich hatte eine strake Truppe und Arne als Schlussmann. 3 der 7 Teilnehmer gaben am Berg so viel Gas, dass ich am Ende nicht folgen konnte und ihnen 50 m Vorsprung am Gigfel gewähren lassen musste. Wir waren so schnell, dass wir die längste Variante wählten und fuhren zurück durch den schönen Fjord. Dabei hatten wir einen der schönsten Panorama-Sonnenuntergänge meines Lebens und ich Depp keinen Foto dabei. Hoffentlich bekomme ich von Gästen die Bilder noch zugeschickt. Leider schwächelte dann ein Teilnehmer und so wurde es mächtig dunkel, bis wir wieder am Schiff waren. Aber alle sagten: Was ne coole Tour, unsere erste Aida-Nachttour.
Dann der erste Seetag. Durchschnaufen, mal eine Mittagspause machen, viel lernen und am Abend Abschied von Alex feiern. Der ließ es sich aber nicht nehmen am nächsten Tag mit uns noch morgens Heraklion zu erkunden, bevor er in den verdienten Urlaub flog. Danke Alex, es war wieder toll mit dir zu arbeiten....und wie auch im letzten Jahr, einfach zu kurz.
Gegen Mittag startete dann meine Aktivtour. Die Stadt hatten wir uns angeschaut, aber die Schleife auf dem Land hatte ich nur auf dem Navi. Aber es lief wirklich gut, nur 2 kleine Hakler, nicht mehr als 10 m. Einmal lenkte mich ein Gast ab und einmal ließ ich mich von winkenden Schülern ablenken. Leider hatten wir einen Schleicher dabei. Der Gast fuhr in Triest noch richtig gut, aber hatte wohl 3 Tage am Stück bis 3 Uhr nachts gefeiert und das hinerließ deutliche Spuren. Trotzdem war die Tour ein Erfolg und ich war stolz auf mich, dass ich alles so gut gefunden hatte.
Leider war Kreta die letzte Tour mit Bergen bis Weihnachten! Wir dürfen im Oman und Indien nicht fahren, behördliches Verbot. Da bleibt nur Abu Dhabi und Dubai und dort ist alles flach. Also heißt es dick werden und dann im Januar irgendwo Urlaub machen, radeln und wieder fit werden. Nach Kreta folgten 6 Tage auf See. Hört sich gemütlich an, war es aber nicht. Inventuren, Werkstatt und Lagerräume aufräumen und putzen, und vor allem bei allen 60 Rädern eine Erstinspektion machen. Was ich dabei fand, war manchmal haarsträubend. Also nichts gefährliches, aber einfach Pfusch bei der Montage. Lock der Dämpfer funktioniert wegen schlechtes Einstellung nicht, viele Räder mit einseitig schlecht gespannten Speichen, was schöne Achten ergab. Zu fest angezogene Halteschrauben für Züge, schlecht eingestellte Schaltungen und zu kurz abgeschnittene Züge. Das hieß tagelanges Schrauben. Währenddessen fuhren wir durch den Suez-Kanal. Viel mitbekommen haben ich nicht, weil wir viel in der Nacht fuhren und ich am Tag arbeiten musste. Die Einfahrt mit dem großen Hafen von Port Said bekam ich aber live mit und auch das Durchlassen des Gegenverkehrs auf dem Great Bitter Lake. Das ist das letzte Jahr mit einspurigem Konvoiverkehr. Momentan wird der Kanal erweitert und ist ab nächstem Jahr zweispurig befahrbar. Wir führten sogar unseren Konvoi mit fast 30 Schiffen an. Seitdem hat sich einiges verändert. Ägyptische Nippesverkäufer waren 2 Tage an Bord und damit diese und auch Lotsen an Bord nicht irritiert werden, tragen nun unsere Schaufensterpuppen, anstatt Badekleidung, lange Gewänder und Kopftücher. Was es alles gibt!
Die vorigen Zeilen schrieb ich gestern schön in der Sonne auf unserem Crewdeck, jetzt sitze ich mit Kopfschmerzen in der Kabine. Einige Kolleginnen und Kollegen benutzen brutale Parfums und nach 2 h im geschlossenen Meeting war Schluss mit lustig. Dann machte sich mein Kabinenkollege salonfertig und nebelte nochmals hier alles ein. Also wollte ich in der Mittagspause in die Sonne zum Luftschnappen, aber Pustekuchen. Aus Sicherheitsgründen alles gesperrt, weil es am arabischen Golf vereinzelt Piraten gibt. Ein Schiff mit fast 2000 Personen würden die 10 Piraten nie angreifen, aber Sicherheit geht eben vor. Nur kann ich nun nirgens raus und Luft schnappen, so ein Ärger. Es wird Zeit für Landtage im Oman.
12.11.14 Salalalahlalalalah
Bevor wir den Oman erreichten, war noch ein Tag auf See zu überstehen. Wieder viel Arbeit. Da wir nun viel in anderen Departments mangels Radtouren aushelfen, gab es Einweisungen für Schnorchel- und Busausflüge. Dazu viel Lernen für den Oman. Schöne Abwechslung dann am Nachmittag. Da war der Bär los! Ich durfte wieder bei der Bärenjagd den Selbigen spielen und eine halbe Stunde übers Schiff toben. Hinter mir her die Kinder als Indianer verkleidet. Ich begann in einer Bar mit Getränkebestellung und Kuscheln mit Gästen, weiter in den Shops, etwas Unordnung stiftend. Weiter durch Restaurants zum Pokertisch, wo ich aber das erste Spiel direkt verlor und weiter in den Sportbereich. Auf dem Weg zum Laufband übersah ich, wegen der großen Schnauze und kleinem Guckloch, so Plastikdekosteine und legte mich auf die Nase. Die Knie sehen jetzt nicht mehr so neu aus, also meine. Dann weiter zum Friseur, der sich aber nicht mit Fellpflege auskannte. Plötzlich standen die Kinder schon vor dem Fenster, ich hatte wieder zu viel getrödelt. Also rennend aufs Pooldeck flüchten. Da war es mächtig voll und es wurde eine Art Wetten dass …? gespielt. Also durchtanken, vor allem am Kaffee- und Kuchenstand wurde es mächtig eng. In einer Bar fand ich dann ein gemütliches Sofa und wartete dort, bis die Kinder mich fanden. Eine Frau hatte wohl gewettet, dass es nicht zu schaffen sei, dass alle Kinder auf die Bühne kommen und „Alle meine Entchen“ singen würden. Da hatte sie sich geirrt. Die Kinder sangen und ein Bär trug die Basstonlage bei. Leider konnte ich dann im Kinderclub keinen Kuchen mitessen, das Kostüm hat keinen Mund. Schade!
Nach der Maskerade war ich mächtig geschwitzt, legte mich trocken und dann ging die Arbeit bis fast 21 Uhr weiter. Danach stand noch Karneval auf dem Pooldeck an. Darauf hatte ich gar keine Lust. Schminken und als Meerjungfrau in einem Wagen geschoben werden, ne, nicht mein Ding. Zum Glück konnte ich mich aus der Affäre ziehen und ließ die Damen das machen. So konnte ich für Salalah ausschlafen, denn die Vorabende waren recht lang, dazu noch Uhrenumstellugen nach vorne. Die Nacht zuvor hatte einer unserer Scouts Geburtstag und spät am Abend belegte ich noch einen Crashkurs in arabisch bei unserem halbägyptischen Kameramann Sami. Momentan ist wieder unser Gastkünstler Andy Sauerwein an Bord. Er verfolgt mich bei jedem Vertrag und fährt gerne Fahrrad. Diesmal ist er nur eine Woche an Bord und da war bei 7 Seetagen eben nix mit radeln. Er hatte für Salalah ein Medley vorbereitet und alle Lieder, in denen „Schalalalalalalalah“ gesungen wird, auf „Salalalalalalah“ umgedichtet. Da gibt es einige! Dazu nette Comedy, er wird jedes Jahr besser, aber nicht im Radfahren bei dieser Route.
Dann folgte Salalah. Ich hatte Glück und bekam meinen Wunschausflug. Da wir im Oman nicht radeln dürfen, ging es mit dem Jeep weit nach Norden in die Wüste. Normal wäre der Ausflug für unsere Liegezeit zu kurz gewesen, aber da wir schnell durch den Suez-Kanal unterwegs waren, hatten wir 3 Stunden mehr in der Stadt. Das war aber kurzfristig und so buchten gerade mal 2 Gäste den Ausflug. Zum Vergleich waren bei der Stadtrundfahrt 400 Leute dabei. So machte ich mich mit Helga, ihrem Sohn Hendrik und Fahrer Ahmed auf nach Ubar, 200 km nördlich von Salalah. Der Küstenstreifen ist schön grün, bedingt durch den Monsun, der nur einen kleinen Landstrich der arabischen Halbinsel berührt. Bananen und Palmen kultiviert in rauhen Mengen am Straßenrand. Dann 400 Höhenmeter nach oben auf ein Hochplateau. Grüne Täler und dahinter eine Halbwüste. Steine, Sand und Trockensträucher so weit das Auge reicht. Dazwischen immer wieder Dromedare, die dann irgendwann die Straße blockierten. Also raus, Fotos machen und wundern, warum manche eine Art Windel trugen. Ahmed erklärte uns, dass so die Jungen nicht die ganze Milch trinken können, denn die Bauern wollen am Abend auch noch was beim Melken bekommen. Kamelmilch? Ist die trinkbar? Er versprach uns, wenn wir früh dran seien, auf der Rückfahrt welche zu besorgen. Nach 2 Stunden Fahrt ging uns die Straße aus und weiter über Schotterwege. Dann war das Ziel erreicht, die Ruinenstadt Ubar und dahinter beginnt die Rub al-Chali, größte Sandwüste der Welt. Allrad rein und hoch auf die Dünen. Versuch 1 ging schief, wir rutschten wieder runter, dann mit mehr Schwung rauf auf den Buckel. Helga ist etwas älter und blieb bei Ahmed am Wagen, Hendrik und ich stapften die Dünen hoch. Ich zog, wie Ahmed, die Schuhe aus und war überrascht, dass der Sand nicht heiß war. Was ich dann schnell lernte, auf der Halbschattenseite waren es so 30°C, auf der Sonnenseite etwa 20 °C mehr. Erst rannte ich, dann Storchengang und immer wieder mal in tiefere Schichten einbuddeln. Kurz vor Brandblasen kam ich oben an und hatte ein tolles Panorama. Ein wissenschaftlicher Versuch ergab, man kann in den Dünen kein Loch in den Sand pinkeln, der feuchte Sand rutscht direkt talwärts.
Anschließend ein leckeres Picknick unter dem einzigen Baum der Gegend und gesättigt zurück nach Ubar. In den Ruinen der Karawanenstadt wandelten wir auf der alten Weihrauchstraße und später schauten wir uns in einem Wadi (trockenes Flußbett) die selbigen Bäume an. Die werden geritzt, das Harz tritt aus, wird 2 Wochen in der Sonne trocknen lassen und anschließend geerntet. Das Harz wirkt gegen Erkältungen und Sodbrennen als Tee, wirkt beim Lutschen desinfizierend für Mundschleimhäute und lässt sich natürlich räuchern. Ahmed machte das spontan mit dem Zigarettenanzünder im Auto. Geweihräuchert begaben wir uns auf die Rückfahrt und besichtigten noch eine typische Toilette von innen (ein Loch, Bürste und Gießkanne). Mit der linken Hand wird der Popo mit Wasser gewaschen, fertig. Weitere Waschbecken mit Seife: Fehlanzeige. Deswegen niemals dem Araber mit links die Hand geben, die ist für die Toilette, die Rechte zum Hände schütteln und essen. Kurz vor dem Schiff ging es auf den Markt, Kamelmilch (das Fleisch konnte ich Ahmed ausreden) kaufen und probieren. Die schmeckt erst nach nix, dann etwas wie Sojamilch und im Abgang nussig. Beim Erstgenuss aber nicht zu viel trinken, sonst gibt es ungewollte Nebenwirkungen, meinte Ahmed. Nach einem tollen Ausflug (obwohl sehr viel im Auto), kamen wir glücklich am Schiff an. Nach langem Verabschieden von Ahmed ging es zurück aufs Schiff. Morgen wieder Seetag....also träume ich lieber von Sonne, Dromedaren und Dünen.
15.11.14 Blub, blub, weg war er!
Am Abend nach Auslaufen in Salalah war dann wieder etwas Spezielles angesagt. Indoor-Cycling, outdoor. Die Spinningräder des Sportbereiches wurden mit vereinten Kräften aufs Pooldeck geräumt und von 21 bis 23 Uhr fand dann ein Spinningmarathon statt. Normal nicht mein Ding, aber durch fehlende Radtouren und den ganzen Tag im Jeep, eine willkommene Bewegung. Mit dabei auch einige unseres Aktivteams, alle gierig nach Frischluft und Bewegung. Unsere beiden Trainer Marco und Stefan wechselten sich ab und bei wummernder Musik wurde wild gekurbelt. Mit Radfahren hat das wenig zu tun, aber gut gegen Einrosten war es trotzdem. Zuschauen konnte man den meisten nicht. Furchtbare Sitzhaltungen, wildes Gekurbel und kein Taktgefühl. Aber es wurden zwischendurch Früchtchen gereicht, ich gönnte mir dabei ein alkfreies Weissbier und am Ende gab es eine schöne Lasershow zur Musik von Silvester vor 2 Jahren in der Karibik. Schick!
Am Folgetag wieder Seetag. Obwohl alles abgesperrt war, durften wir aufs Crwedeck. Keiner versteht hier noch was. Wann darf wer wohin, warum ist abgesperrt, wenn offen ist, warum werde ich vertrieben, wenn nicht abgesperrt ist. So ein Durcheinander!
Auf jeden Fall begann dann meine Wassersportzeit. In Muscat wird viel getaucht und geschnorchelt und so bekamen wir eine Einweisung in die Aida-Schnorchelvorschriften und ins Tauchen. Zum Üben ging es mit Tauchlehrer Arne auch gleich in den Pool. Wieder bei schönem Seegang, da schwappts am Besten. Die Vorübungen hatte ich im letzten Jahr schon einmal auf den Kanaren gemacht und auch diesmal war es kein Problem. Somit qualifizierte ich mich für den ersten Tag in Muscat zum Strandausflug und nachdem die Sonnenbader gut versorgt waren, half ich Arne beim Vorbereiten der Tauchausrüstung. Nachdem er mit 4 Gästen eine Runde gedreht hatte, durfte ich mit der Restluft in den Flaschen und ihm eine Runde unter Wasser. Der Wahnsinn! Alles klappte prima und nach 15 Minuten hatte ich mehr Fische gesehen, als in Korfu in der ganzen Saison. Riesige Schwärme Auge in Auge. Kaiser-, Drücker-, Koffer- und Clownfische. Jeder Clownfisch auf seiner Anemone und richtig neugierig, kleine und richtig dicke Kofferfische, tolle Korallen und riesige Massen an dicken Seegurken. Millionen von Seeigeln. Alles toll anzuschauen, nur die Muränen waren mir nicht geheuer. Die guckten fies und rissen die Mäuler auf. Arne meinte, das machen die zum Atmen, aber vertrauenserweckend fand ich sie trotzdem nicht. Meine Maske ärgerte mich etwas und wurde oft undicht oder drückte, aber das störte wenig. Nach richtig tollen Eindrücken kehrten wir an die Oberfläche, und nach einer weiteren Schnorchelrunde ging es später zum Schiff zurück. Dann hieß es Ausrüstung waschen. Dabei schlief ich fast ein. Ich wusste gar nicht warum. Arne klärte mich auf. Das ist normal nach dem Tauchen und kommt von der erhöhten Stickstoffaufnahme im Blut. Zum Abendessen eine Cola und dann vor dem Tiefpunkt raus in die Nacht. Wir lagen über Nacht in Muscat und ich schlenderte über die Promenade in einer so fremden Kultur. Hinein in den größten Basar des Oman, den Souk von Mattrah, zum Einkauf von Weihnachtsgeschenken und stöbern. Riechen, fühlen und völlige Reizüberflutung für die Augen. Hunderte von kleinen Läden, viele geschmückt mit den Landesfarben und dem Bild des Sultans. Der hat in 3 Tagen Geburtstag und das ist der Nationalfeiertag. Er hat in 44 Jahren Amtszeit den Oman vom Mittelalter in die heutige Zeit geführt und viel für die Bevölkerung getan. Ein reiches Land mit guter Bildung und freiem Gesundheitssystem. Im Souk wurde gefeilscht, verhandelt und zum Schluss hatte ich ein schönes Geschenk für Stephanie und für das Wechselgeld eine landestypische Kopfbedeckung.
Am nächsten Tag war dann ein Ausflug per Bus dran. Mit über 200 Gästen! 6 Busse, in jedem ein einheimischer Reiseleiter und jemand von uns. Ich war mit Mustafa unterwegs, Ein 24 jähriger Gastarbeiter aus Ägypten, der 1 Jahr im Studium Deutsch lernte. Wir bildeten ein tolles Team. Er erklärte Fakten, ich unterhielt die Gäste. Zu Beginn war vermummen angesagt. Besuch der großen Moschee. Bei 30°C lange Hosen, die Frauen dazu lange Ärmel und Kopftücher. Schuhe dafür aus und rein in eine der größten Moscheen der Welt. Ein 8 Tonnen-Leuchter und der weltgrößte Gebetsteppich, 70x60 Meter in einem Stück, geknüpft mit 1,7 Millionen Knoten. Beeindruckend! Danach weiter zum Landesmuseum, wo mich Mustafa zu einer Cola einlud und wir 30 Minuten über Land und Sitten sprachen. Weiter zum Sultanspalast und dem Souk. Da ich gestern schon alles Geld ausgegeben hatte, setzten wir uns vor den Eingang und schauten dem Treiben zu. Auch hier war ich wieder eingeladen. Er erklärte mir, dass es Sitte sei, Gäste einzuladen und das 3 Tage lang. Zum Glück sei ich aber nur einen Tag da, denn er müsse schon 4 Jahre im Oman arbeiten, bis er die Mitgift für seine zukünftige Frau verdient hätte. 2 Jahre würde er jetzt schon sparen. Wir sprachen viel über Sitten und Gebräuche, nun habe ich gute Eindrücke und Infos über Kultur und Bräuche erhalten. Ein paar Beispiele gefällig: Früher kostete eine Frau keine Mitgift, sondern Kamele. Schöne Frauen 7 Kamele, normale 4 Kamele und hässliche Frauen 2 Kamele. Heute noch sind die verschleierten Frauen meist die Schönen, verhüllt zum Selbstschutz und aus Schutz vor Eifersucht. Manche Frauen tragen schwarze Gewänder und eine Burka (Schleier nur mit Augenschlitz). Das ist nicht Pflicht, sondern Mode aus dem Iran. Auf dem Land ist die Burka nützlich, als Schutz bei Sandstürmen. Da sind die Gewänder dann auch bunt. Im Oman besitzen die Frauen Wahlrecht, dürfen Auto Fahren und gehen am liebsten in die Juweliergeschäfte des Souks shoppen. So hat man oft eine fasche Vorstellung, wenn man verschleirte Frauen sieht. So wie im Moment eine ehemalige Kneipenwirtin aus meinem Heimatort Mörfelden an Bord ist und heute auch in der Moschee war. Als ich sie verschleiert sah, ein Foto machte und meinte, ich würde das an die Mörfelder Zeitung schicken, sagte sie viel zu laut „bist du verrückt“ und ich musste so laut lachen, dass wir fast der Moschee verwiesen wurden (eigentlich waren nur Reiseleiter anderer konservativer deutscher Unternehmen pikiert). Zum Glück war das direkt am Ausgang. Also da muss ich nächstes Mal meinen Mund halten. Auf jeden Fall hatten wir einen Riesenspaß im Bus. Ein schöner Ausflug in einem tollen Land. Nun geht es weiter in die Emirate. Nach Khor al Fakkan. Dort sind wir das erste Mal überhaupt. Keiner weiß, was uns erwartet. Auf jeden Fall gehen wir mit den Rädern erkunden, dürfen aber die Stadt nicht verlassen, da es sich um eine Enklave in einem anderen Emirat handelt. In Wikipedia ist das total komisch erklärt, mal schauen, ob wir da Licht ins dunkel bringen können. Auf jeden Fall endlich wieder radeln!
21.11.14 In den Wolkenkratzerschluchten
Welch eine verrückte Welt! Eins steht fest, ich bin ein Landei! Zwar faszinieren die modernen Städte wie Abu Dhabi und Dubai, aber mehr als einen Tag muss für mich nicht sein. Als wir in Abu Dhabi eintrafen und mit den Rädern an der Promenade entlang fuhren, hatte ich das Gefühl in Frankfurt am Main zu fahren. Hochhäuser, Häuserschluchten und viel Verkehr. Daneben dekadente Paläste und Hotels. Wer es brauch?! Die Tour lief aber sehr gut und alle Gruppen trafen sich dann am Strand, in einer schönen Bar. Die Nachos waren sehr gut und die Fruchtsäfte formidabel! So schnell bin ich zufrieden zu stellen. Überzeugt hat mich die Stadt nicht. Die Hochhäuser sind eher lieblos anzuschauen. Ok, vielleicht hätte ich anders geschrieben, wenn ich danach nicht Dubai gesehen hätte. Die spinnen dort komplett! 12 spurige Straßen durch die Stadt mit Tempo 100, 1 Mio. Autos in der Stadt, eins größer als das andere, das höchste Gebäude der Welt mit 828 m, Einkaufzentren mit Riesenaquarium, Eishalle, 1200 Geschäften, Skihalle und sonstige Verrücktheiten. Wir waren 3 Tage am Stück dort. Am ersten Tag morgens Erkunden mit unseren neuen Kollegen. Kati, mit der ich schon in der Karibik fuhr, dazu Maddy und Randy, den 2 neuen Tauchkollegen aus Holland, dazu noch Franka, Arne und Laura. Normal kenne ich Erkundung nur mit den Bikeguides. Im Verlauf merkte ich auch, dass dies besser ist. Viele Köche verderben immer den Brei. Dazu noch Baustellen und unüberwindbare Hindernisse. In den hiesigen Großstädten haben Fußgänger und Radfahrer keine Rechte. Es fahren auch nur die Armen mit dem Rad oder gehen zu Fuß. So mussten wir zur Altstadt gegen den Verkehr auf dem Bürgersteig fahren. Da die Grünanlagen schön aussehen sollen, sind Verkehrsschilder auf dem Radweg plaziert. Wenn es sich um Große handelt, sind sie mit Betonwällen vor dem Umfahren gesichert. Die Wälle stehen dann auch noch auf dem Radweg. Auch Stromkästen stehen dort, auch gesichert mit Beton. Manche Schilder hängen so niedrig, dass man ohne Ducken mit dem Kopf daran einschlägt. Nach diesem Irrsinn eine Unterführung unter den Dubai Creek, 500 m Schieben, mit etwa 50 Kameras wird dies überwacht. Danach das Rad um eine Baustelle herum und Stufen nach unten Tragen und „schon“ ist der Fischmarkt erreicht. Nach 3,5 km Hafenausfahrt (nur mit Eskorte, obwohl dort am wenigsten Verkehr ist) und vor dem Zaun auf der Irrsinnsstraße das gleiche wieder zurück, kommt man in die Altstadt. Auf dem Rückweg den selben Weg, also 15 km von 25 km Tour nur um zur Altstadt zu kommen. Die dann allerdings lohnenwert. Enge Gassen (Sackkarren alle 50 m mitten im Weg stehend) bis zum Gold- und Gewürzsouk. 200 m lang links und rechts nur Juwelierläden. So was Verrücktes! Dort fanden wir bei der Erkundung einen Kameleis-Eissalon, der mittags mit den Gästen gleich ausprobiert wurde. Also Haselnuss und Vanille waren gut, Safran fand ich gewöhnungsbedürftig. Dann weiter über den Dhauhafen (arabische Holztransportschiffe), durch ein Freilichtmuseum und entlang der Promenade zum Schiff. Ein vollkommenes Chaos und das mittags mit den Gästen. Ich ahnte Schlimmes, aber ich gab ihnen so viel Warnungen und Sicherheitstipps mit auf den Weg, dass alle die Strecke unbeschadet überstanden. Was ein Glück! Zwar saßen 2x Personen auf dem Hosenboden, umgefallen im Stehen beim Fotografieren, aber was soll ich dazu sagen. Nur wundern!
Am nächsten Tag wechselten die Gäste und wir fuhren die Tour nochmals. Beim 3. Mal deutlich entspannter, da die Gefahrstellen nun im Kopf abgespeichert waren. Abends fuhren wir dann privat mit dem Taxi in die Neustadt, um uns die Dubai Mall anzuschauen. Darin der Wahnsinn. 1200 Geschäfte, ein riesiges Aquarim, darin unzählige Fische (darunter auch Haie und große Rochen), eine Eishalle, ein riesiges Dinosaurierskelett, Wasserfälle und vor der Tür der Burj Khalifa, mit 828 m das höchste Gebäude der Welt. Bei leckeren Säften schauten wir uns vor der Tür mehrmals die Dubai Fountains an. Einige Minuten lang werden Wasserfontänen bei lauter Musik im Takt bis zu 150 m in die Höhe geschossen. Es beginnt bei Dunkelheit und gibt alle 30 Minuten eine Show. Dieser wohnen jedes Mal Menschenmassen bei, es ist unglaublich.
Am 3. Tag fuhr Arne die Altstadttour und ich erkundete mit Franka eine Radtour durch die neuen Häuserschluchten. Keine Ahnung wie viele Bügersteige wir hoch und runter mussten, wie oft Autos quer auf dem Radweg parkten und wie oft wir angehupt wurden. Am Ende war auf jeden Fall Franka müde, ich hatte eine neue Tour im Navi-Kasten und unglaubliche Bilder auf der Kamera. Am Ende dann der Oberhammer. Wir wollten zu zweit eine Eskorte zurück zum Schiff. Wir fragten 3x nach, jedes Mal hieß es, die kommt gleich und nichts passierte dergleichen. Es wurde immer später, unser Schiff legte bald ab, wir hatten nichts mehr zu trinken, keine Zeit gehabt zum Mittagessen und die anwesenheitspflichtige Seenotrettungsübung stand auch noch an. Ich wurde immer saurer, durstiger und hungriger. Dann kam eine Eskorte und mit ihr Radgruppen von unserem Schwesterschiff Diva, was an dem Tag neben uns lag. Zur Freude kam mir Chris entgegen, meinem Kollegn vom letzten Jahr, dem Bruder von Alex, meinem Chef vor Franka. Die Freude währte kurz, denn die Eskorte, die nur hätte wenden müssen, ging ins nahe Büro und ward nicht mehr gesehen. Zum Glück stand dort ein riesiger Laster mit Datteln. Einige Säcke waren aufgeplatzt und so gab es wenigstens etwas zu essen. Nach 40 Minuten riss mir der Geduldsfaden und auch Franka hatte die Nase voll. So stahlen wir uns um eine Ecke und radelten dann schnell zum Schiff zurück. Niemanden interessierte dies. Dann noch einmal Schikanen im Terminal ertragen (jeden Tag schickten die uns zu einem anderen Ein- oder Ausgang), schnell duschen und pünktlich auf dem Deck stehen, um beim Passagierdrill Beschützer der Witwen und Waisen zu spielen. Oder auch Saftschubse, um das richtige Anlegen der Schwimmweste zu demontrieren. Bei den langen Durchsagen dürfen die Gäste immer die Westen ablegen. Als ich meine abnahm, um sie kurz darauf wieder zur Demonstration anzuziehen, kommt der neue Sicherheitsoffizier um die Ecke und meint zu mir: Das Ablegen der Westen gilt nur für Gäste! Ich fragte ihn dann, wie ich ihnen das Anlegen erklären solle, wenn ich sie vorher nicht ausziehe? Dann war er sofort verschwunden. Ist eben warm hier in den Ländern.
24.11.14 Incredible India
Das steht über dem Hafenterminal. Übersetzt: Unglaublich/Wunderbar/Krass. Alles das trifft in einer Form zu. Es ist geschafft! Der Seewg nach Indien ist entdeckt! Am 23.11. um 12 Uhr mittags legte unser Schiff in Mumbai (früher Bombay) an. Keine Ahnung wie viele Kilometer das von Venedig aus waren, ich schätze mal 8000. In 23 Tagen nach Indien, das hätte damals Vasco da Gama sicher für unmöglich gehalten. Er hatte aber auch keinen Motor und vor allem keinen Suez-Kanal. Was sah ich als erstes von Indien? Nichts! Über der Stadt und dem Meer alles dunstig, eine Mischung aus Wasserdampf und Abgasen. 21 Millionen Einwohner im Einzugsgebiet hinterlassen ihre Spuren. Da wir hier nicht radeln dürfen, ging es auf Ausflüge mit unseren Scouts. Am ersten Nachmittag stand die Insel Elephanta mit ihren heiligen Shiva-Tempeln an. 40 Gäste, die Reiseleiterin Sangeeta und ich fuhren mit dem Bus zum Gateway of India, dem wichtigsten Monument der Stadt. Früher legten dort die Passagierschiffe aus England an, diesmal gingen wir auf betagte Ausflugsboote, um zur Insel überzusetzen. Wir waren der erste Bus, der ankam, aber der Hafenmeister mag wohl Sangeeta nicht und so kamen wir als Letzte auf ein Boot. Problem dabei: Randy trägt sein Haar genauso offen wie ich und 3 Gäste dachten, er wäre ich von hinten, so fehlten uns gleich mal 3 Personen auf dem Kutter. Dank Telefon waren sie aber schnell ausfindig gemacht. Über eine Stunde tuckerten wir zwischen Öltankern, Ausflugsbooten und Marineschiffen umher, bis wir den Anleger erreichten. Los ging es mit den Menschenmassen. Alle schoben sich durch die Menge, denn vor uns fuhr die kleine Dampflok in Kürze in Richtung Tempel ab. Wir rieten zum Laufen, denn die Bimmelbahn fuhr selbst nur Schritttempo, wegen der vielen Menschen und Kühe auf den Gleisen. Überall heilige Kühe und wenn die Kuh im Weg steht, wird so lange gewartet, bis sie zur Seite geht. Das gibt oft Staus wie auf der A5 und das alles wegen einer geruhsamen Kuh. Wir wichen geschickt deren Hinterlassenschaften und unzähligen Nippesverkäufern aus und schoben uns weiter durch 1 km lange Verkaufsstände. Dann noch 120 Treppenstufen nach oben, beäugt von einigen Affen. Die sind ganz schön frech und kratzen sollte man sich nicht lassen, sonst steht danach direkt eine Tetanusspritze auf dem Programm. Auf jeden Fall habe ich gelernt, dass Affen Cola trinken. Flasche klauen, abhauen in den Baum, aufdrehen und dann nochmal unten reinbeißen, dann läuft die Klebesuppe schneller in Maul und übers Fell. Angekommen in den Tempeln eine Überraschung. Draußen 35°C, heftige Luftfeuchtigkeit und lange Hosen wegen den heiligen Orten. Bei den dortigen Tempeln handelt es sich um Hühlentempel, also erwartete ich Abkühlung. Aber niggeses, drinnen noch wärmer und schwüler durch die Menschenmassen. Sangeeta gab sich alle Mühe, aber sie konnte kaum gegen den Lärmpegel anreden. Auf jeden Fall waren dort unendlich viele Touristen, Pilger und einige Mönche. Also schauten sich die Steinmetzarbeiten aus dem 7. Jahrhundert an und einige beteten an kleinen Schreinen. Dort überall ein länglicher Stein (Lingam), der in einer Steinschale steht (Yoni). Für den Westler sieht das aus wie Phallus und Vagina, hat aber andere religiöse Bedeutungen. Nach 90 schweißtreibenden Minuten wieder die Treppen runter, inzwischen vermehrten Kuhfladen ausweichen und zurück aufs Boot. Dort gab es einen Chai-Tee. Obwohl ich kein großer Teetrinker bin, nahm ich ein Tässchen und was war das lecker! So würzig und mild, nie habe ich besseren getrunken. Da schmeckt man die frischen Gewürze. Danach wieder Überfahrt mit dem Klapperkutter, Gezanke um einen Anlegeplatz und mit Reizüberflutung zurück ins Schiff.
Das sollte am zweiten Tag nach heftiger werden. Mumbai mit Bus und zu Fuß. Also wieder mit 40 Gästen ab in den Bus. Mir war wie am Vortag eine deutsche Reiseleiterin versprochen worden, aber Rangeena sprach nur englisch. Ok, also übersetzen, bin ja flexibel. Vor dem Hafen steigt dann plötzlich eine zweite Frau ein, stellt sich als Übersetzerin vor, lässt uns aber erst einmal weiter machen. Als ich ihr dann das Mikro überreichte, meinte sie, ich könne das besser als sie, wir sollen so weiter machen. Also machte sie den ganzen Tag nichts anderes, also unser Schild mit der Busnummer hoch zu halten und das meist noch zu niedrig. Also hinein ins Verkehrschaos und weiter zu Fuß durch die viktorianische Altstadt. Alte englische Kolonialbauten, Denkmäler, Cricketfelder und 340000 hupende Autos und Mopeds. Wenn ich indischer Präsident wäre, würde ich hupen verbieten, denn bringen tut es GAR NICHTS! Höchstens als Zeitvertreib, wenn man im Stau steht. Das Übersetzen lief ganz gut, nur vor der Bibliothek musste ich passen. Habe zwar schon von Dante gehört, aber was der alles wichtiges geschrieben hat, keine Ahnung. Immerhin kannte auch kein Gast die Werke, also weiter zu einem schönen Markt mit Gewürzen und Obst/Gemüse. Banänchen kaufen, futtern und die Restlichen an Kinder verschenken. Danach zum Trödelmarkt. Stöbern, was das Herz begehrt. Zuschauen, wie ein Auto auf offener Straße zerlegt wird, um dann die Ersatzteile weiter zu verkaufen. Ich hatte die Idee, dass jemand einen Autositz kauft, wir den dann versuchen, in den Bus zu bringen und später aufs Schiff, und das alles mit versteckter Kamera filmen. Es fand sich aber kein Freiwilliger, also übten wir bei der Weiterfahrt höfliches, zustimmendes, indisches Kopfwackeln. Dann noch einige Fotostopps am Gateway of India und Taj Mahal Hotel, Besuch von Handwerksläden und mit völliger Reizüberflutung zurück zum Schiff. Die 2 Tage waren abgefahrene Erlebnisse, aber wohnen wollte ich in dieser Großstadt nicht. Nun ein Seetag zum Ausruhen, dann kommt mit New Mangalore eine kleinere Stadt und anschließend Landleben in Goa. Es bleibt spannend.
26.11.14 Wir wuppen das!
...ist Wahlspruch unserer Managerin Jenny. Und wie! In Indien dürfen wir nur mit behördlichen Landgangskarten an Land. Die müssen am Tag zuvor nach Ausflügen sortiert werden. Meist geht das halbe Schiff auf Ausflug, also 600x sortieren. Wenn dann alles fertig ist, kommen die Behörden auf die Idee, es muss darauf noch deklariert werden, was die Gäste alles für Elektronikgeräte an Land nehmen. Also alles zurück, nochmal durch den Drucker jagen und abends wieder sortieren. Morgens dann alle Ausflügler abhaken, die Karten erklären und ab in den Bus.
Bei mir stand in New Mangalore die heilige Umgebung auf dem Programm. Im Bus stellte sich dann mein Reiseleiter Errol mit nettem Kopfwippen vor, dazu 2 Helfer und der Busfahrer. Klasse! Das erste Mal ein Bus mit guter Klimatisierung und gutem Mikrofon. Dafür Errols englisch kaum verständlich, zusätzlich 1000 Hindubegriffe, bei Fragen Kopfwackeln und nach 10 Minuten Fahrt Stau. Nach einer Stunde konnte es erst weiter gehen. Ein Unfall, was mich nicht überraschte. Die fahren hier völlig planlos. Der Führerschein kostet dafür auch nur 100 Dollar und in einem Monat, nach 9 Fahrstunden, wirst du auf die Menschheit losgelassen. Wenn der Polizist, der die Theorie prüft, keine Lust hat, reicht es ihm, wenn man weiß, wo rechts und links ist. Also wundert mich hier im Verkehr nix mehr. Im Mumbai überall Taxis, hier die Tuk Tuk's. Dreirädrige Kabinenroller, die sich genauso anhören, wie ihr Name ist. Die wuseln überall umher, ein herrliches Chaos. Als wir dann noch von 2 Kamelen überholt wurden, sah der Busfahrer rot und fuhr über den unbefestigten S(t)andstreifen durch die Löcher, bis wir abbiegen konnten. Wir versuchten den Zeitverlust aufzuholen, aber die Gäste waren so fasziniert, tiefenentspannt und toilettenfreudig, dass dies nicht möglich war. Im Hinterkopf bei mir immer die frühe Schiffsablegezeit von 18 Uhr. Der Ausflug war auf 8 Stunden angesetzt, ich hatte aber gelesen, dass er schon 10 Stunden dauerte und wir hatten 9.15 h zur Verfügung. Als Erstes ging es in einen Jain-Tempel. Das sind alles Veganer, die nichts essen, was noch lebt. Also nur Fallobst (heutzutage aber auch normales Obst) und oberirdische Gewächse. Also Zuckerrohr oder Mais sind ok, Kartoffel und Zwiebel nicht, da beim Ausreißen der Knolle die ganze Pflanze stirbt. Wir besuchten den Tempel der 1000 Säulen. Keine Säule gleicht der anderen und im Innern stehen überall goldene Statuen. Also Schuhe aus und rein. Bei tausenden von Besuchern täglich aber lieber Socken anlassen, vor allem, wenn man lernt (was ich aber lieber für mich behielt), dass der Boden ab und zu mit heiliger Kuhscheiße „gereinigt“ wird. Weiter zum Bahubali Tempel, 200 Stufen hoch zum Koloss von Gomateshwara, einer 17 m hohen Steinstatue, mit herrlichem Blick über die Region von Karnataka. Überall Palmen und sattes Grün. Dort wurden wir vom Priester gesegnet (rote Farbe auf die Stirnmitte) und weiter ging es zu Dr. Soan's Farm. Ein Rundgang durch die Gärten. Nun wissen wir auch, wo der Pfeffer wächst, aber auch Muskat, Vanille, Makadamianüsse, Sternfrüchte und eine Stinkefrucht. Diese rieche furchtbar, aber schmecke sehr süß. Der lokale Guide meinte dazu, das wäre wie Eis essen auf der Toilette. Dann ein Highlight: Mittagessen im Bambushain unter freiem Himmel. Köstliche indische Speisen, ich futterte mich richtig satt. Einige Gäste spuckten etwas Feuer, aber wer mir nicht glauben will, dass indische Pickles sehr scharf sind, muss fühlen. Nach den beiden Jain-Tempeln ging es dann zum Höhepunkt des Tages. Die Tempel von Udupi. Ein Vishnu-Tempelkomplex, der seiner Inkarnation als Krishna geweiht ist. Am Eingang Wächterelefanten, im Innern heilige Gebetsschreine, Priester, Yogis, Tempeldiener, Pilger und 40 deutsche Trampeltiere. Wir passten da so gar nicht rein. Aber es war sehr erhabend, nur wurde unsere Zeit sehr knapp und wir mussten uns stark beeilen. Also Schuhe an und ab in den Bus. Ausflugsende war 17 Uhr. Um diese Zeit waren wir noch 50 km vom Schiff entfernt. Also ein allgemeines Gebet zu Ganesha (Schutzgott der Reisenden und Beseitiger von Hindernissen) und im Affenzahn mit wildem Hupen über die löchrigen Straßen. Die Leute waren echt reisefest, niemandem wurde schlecht. Der Busfahrer legte einen Höllentrip hin und so erreichten wir lebend das Schiff um 18.05 Uhr. Ablegezeit war 18 Uhr, aber da ich vorher das Schiff informierte, wartete es auf uns. Danach war ich erst einmal mächtig platt und die Gäste waren noch fertiger. Als ich am Ende Errol fragte, warum er so wenig über den Hinduismus erzählte, meinte er, er sei Christ, die 2 Begleiter auch, nur der Busfahrer sei Hindu und den wollte er bei der Rückfahrt nicht ablenken. Warum fahren wir mit einem Christen zu den Hindu-Heiligtümern? Bitte gebt mir das nächste Mal einen guten Reiseleiter!!! Aber auch diesmal waren die Gäste voll zufrieden. Gut gewuppt, sagte die Chefin!
In Mormugoa dann ein besonderer Tag. Ganz unerwartet bekamen wir grünes Licht zur Erkundung einer Tour. Vor ein paar Tagen waren Kollegen vom Schwesterschiff schon dort unterwegs. Sie schickten uns den Track und so gingen wir 3 Biker, zusammen mit Franka und Jenny raus, um Goa per Rad zu erkunden. Wir lagen an einer anderen Pier, sodass die Tour länger wurde und wir einen Zusatzberg zu meistern hatten, an dem unsere Schreibtischtäter gleich ziemlich keuchten. Ich war begeistert, hatte ich doch schon in Kreta frustriert festgestellt, dass bis Weihnachten kein Berg mehr zu erklimmen wäre. Nun doch wieder Hügel und was für schöne. Gleich hinein in die Landschaft, ich fühlte mich wie in der Karibik. Dann rein in den Verkehr von Mormugao. Wie in der Karibik Linksverkehr, dazu Mopeds, Tuk Tuk's und 100 Dollar Führerscheine überall. Also defensiv fahren und heute hatte ich sogar eine Statue von Ganesha im Rucksack, 1 Kilo Zusatzgewicht, aber dafür den Beschützer der Reisenden dabei. So ging es kreuz und quer durch die Stadt, bergan und bergab, ein hässliches Flughafengelände, viel Müll, um dann belohnt zu werden. Eine ruhige Straße durch die Wälder, überall sattes grün, Kokosnussplantagen, Kühe, Schweine und Affen. Am Strand eines Fischerdorfes eine Pause in einer Bar und Fotoshooting am Palmenstrand. Weiter durch die herrliche Landschaft bis zu einem öffentlichen Strand mit Restaurant. Da ich keine Badesachen dabei hatte, wurde umso mehr gegessen. Naan Brote, Pakoras (frittiertes Gemüse), ein Curry mit Paneer (gepresster Frischkäse), dazu einen Banaen-Lassie. Besser geht es nicht. Paradiesisches Essen im Mutterland der Gewürze. Mehr als 20 vegetarische Gerichte, bestens! Die anderen 4 konnten auch nicht genug bekommen und so rollten wir aus dem Lokal. Zurück in die Wärme und gleich der nächste Berg. Ui, da waren die meisten ganz schön am keuchen. Leider dann wieder etwas unansehnliche Straßen mit viel Verkehr, aber kurz darauf in der Altstadt ein weiteres Highlight. Jellykokosnüsse auf dem Markt. Wir kauften bei einer Oma 5 Nüsse, die schlug sie uns fachmännisch auf. Ich hatte wieder die Bestätigung. Nie mehr Kokosnüsse in Deutschland! Ich hatte im September 3 Versuche gemacht. Alle trocken oder schimmlig. Hier ganz junge Nüsse, nur wenig Jellyfleisch, der Rest voll bester Kokosmilch. Ich teilte meine noch mit Franka, da ihre fast leer war und ich bestimmt einen halben Liter Milch in meiner hatte. Spottpreis, noch Erinnerungsfotos mit der netten Oma und dann über den letzten Anstieg zurück zum Schiff. Nun freuen wir uns nächste Reise die Runde mit Gästen zu fahren, nicht unanstrengend und viel Verkehr, aber geniale Landschaft zur Belohnung.
Diesmal eine neue Behördenschikane. Heute mussten die Landgangskarten mit der Passkopie getackert sein, ansonsten Ärger. Elektrogeräte interessierten hier niemand. Heute Morgen halfen wir, die ganzen Busgäste auf ihren Ausflug zu bekommen, die ganzen Schikanen der Behörden dauerten so lange, dass Kati und ich im Theater 45 Minuten Spontanunterhaltung machten, um die Gäste bei Laune zu halten. Hindu-Götterraten bei panthomimischer Darstellung, Witze erzählen, Gäste interviewen und Geschichten erzählen. Draußen waren die Gäste sehr verärgert, sie standen in der prallen Sonne und warteten, unsere Gäste im Theater waren gut gelaunt. Also auch diesen Tag gut gewuppt! Nun 2 Seetage und dann sind wir wieder im Oman. Bis bald, incredible India!
05.12.14 Letzte Runde!
Wow, wie die Zeit vergeht. Der letzte Bericht ist fast 2 Wochen alt, jetzt sind wir schon wieder auf dem Weg nach Indien. Was war los in der Zwischenzeit? Wenig Ereignisreiches auf dem Weg zurück, dann schönes Chaos im Oman. Das ging so: Wir stellten den Antrag auf eine Erkundungsradtour in Muscat. Die Behörden genehmigten uns diese für eine Person pro Schiff. Das sollte ich sein, plus ein Kollege vom Schwesterschiff Diva, die nun mit uns öfters parallel liegen. Also den Indien-Busausflugsrucksack auf Radeln umpacken. Am Vorabend dann die Nachricht von der Agentur, dass der Agent leider keine Zeit hat. Kollegin Laura kränkelte abends, sodass ich ihren Delfinausflug mit Schnorcheln übernehmen sollte. Also Rucksack umpacken, Radelsachen raus, Schnorchelsachen rein. Morgens war Laura dann doch fit und ich wurde zur Abwicklung des Ausflugs “Fahrt mit einer Dhau und baden“ geschickt. Also Schnorchelsachen raus aus dem Rucksack, Badehose drin lassen und Ausflugsprotokolle rein. Auf dem Weg zum Ausgang ein Funkspruch, bitte Abwicklung für die Bustour durch Muscat machen und dort als Übersetzer mitfahren. Also Badehose an den Nagel hängen, Papierkrieg einpacken, schnell umziehen und lange Hose für den Moscheebesuch anlegen. Dabei nur nicht ärgern, immer flexibal bleiben. Vor 2 Jahren hat mich sowas noch völlig aus der Bahn geworfen, inzwischen bleibe ich ganz gelassen. So ging es wieder, wie vor 2 Wochen, in die große Moschee, Museum und Souk. Diesmal aber nicht mit dem ägyptischen, lustigen, deutschsprachigen Mustafa, sondern mit unlustigen Einheimischen. Zur Überraschung durfte ich noch zwischen 2 Bussen springen und bei Beiden übersetzen. Auch eine Art Sportprogramm. In der Moschee war ich diesmal brav, aber vor der Tür bekam ich einen Lachanfall. Hauptberufliche Reiseleiterin Luisa, die täglich den Gästen erzählt, wie sie sich im Gotteshaus kleiden müssen, vergisst ihre langen Sachen und Kopftuch. Sie wusste auch nicht, dass man sich die Sachen auch vor Ort leihen kann und kauft sich für 10 € ein Alptraumgewand in rosa. Das Gewand trägt sie jetzt auch immer bei Welcomeshows auf dem Schiff und hat die Lacher auf ihrer Seite. Mein Vorteil: Ich hatte den Ausflug schon mit Mustafa gemacht und konnte so fast ohne omanischen Reiseleiter frei alles erzählen. Auf dem Weg zum Museum wechselte ich dann den Bus, bespaßte die Gäste auf der Fahrt, wieß sie im Museeum ein und wartete dann auf den 2. Bus. Der kam aber nicht an, dafür Mustafa mit einer Gruppe. Wie beim letzten Mal wurde ich wieder am Museum und am Souk zu Getränken eingeladen, obwohl wir an diesem Tag gar nicht zusammen arbeiteten. Als ich ihn fragte warum, sagte er, Gäste werden immer 3 Tage eingeladen. Da ich immer nur einen Tag dort wäre, er mich aber mag, würde er auch die nächste Runde wieder mein Gastgeber sein. Im Gegenzug musste ich ihm versprechen, wenn er mal Deutschland besucht, ihn dann 3 Tage einzuladen. Ein klasse Typ! Im Gegensatz zu meinen Reiseleitern des Tages. Der eine rauchte und muffte nur, der andere änderte eigenmächtig die Route und fuhr erst zum Souk, dann zum Museum, sodass ich den anderen Bus nie mehr sah und Luisa dann meine Aufgabe übernahm. Also an solchen Tagen immer flexibel und freundlich bleiben.
Am nächsten Tag Abu Dhabi. Nationaltag. 43. Geburtstag der vereinigten arabischen Emirate. Alles geschmückt, Autokorsos mit Fahnen und Menschenmassen. Dazwischen wir mit 60 Fahrrädern und die Kollegen der Diva, die wir am Vorabend auf ihrem Schiff in Muscat besuchten, mit 80 Rädern. Ich fragte mich am Tag öfters, wo die versteckte Kamera sei. Da stehe ich auf der Promenade und erkläre über Land und Leute, kommt ein Harley-Davidson-Konvoi vorbei. Keiner versteht mehr etwas. Also warten, 2. Versuch. Wieder ein Konvoi. Das Ganze ging etwa 10x so, nur sah ich keine Kamera. Da machte mich ein Gast auf einer Inder aufmerksam, der mich knipste. Nun wusste ich, wer der Kurt Felix ist, deutete auf ihn und schimpfte aus Spaß, der verstand gar nichts und suchte lieber das Weite. Dann Stopp am Luxushotel Emirates Palace. Davor Militär. Staatsempfang der Herrscher der Emirate und wir mittendrin. Vorher den Gästen 10x erklärt, keine Amtsgebäude und militärische Dinge zu fotografieren und was machen sie. Hoch die Kamera! Sekunden später hatte ich eine Waffe auf mich gerichtet und mit einem geschrienen „go away“ war klar, dass wir uns vom Acker machen sollten. Was machen die Gäste? Weiter Fotos! Der Typ und ich wurden fuchsteufelwild und schrien dann beide die Leute an. Also schnell um die Ecke. Dort überall Scheinwerfer auf dem Radweg. Ich wollte den Leuten das nur mitteilen, hielt an, aber fast niemand blieb bei mir. Alle ließen ihr Rad aufs Gras fallen, rannten mit der Kamera zum Zaun des Hotels, nur weil irgendein Hubschrauber einschwebte. Nach 5 Minuten wurde ich dann meine Hinweise los und bevor wir wieder bedroht werden konnten, machte ich mich mit ihnen um eine weitere Ecke, dort konnten sie dem Ganzen dann mit dem Teleobjektiv fröhnen. Ich will einen Hütehund!
Das Freilichtmuseum hatte blöderweise an dem Tag auch geschlossen, so fuhren wir spontan zu einer Shopping-Mall. Ich parkte die 18 Räder neben einem geschlossenen Büro, das für die Feierlichkeiten gleich mal 6 Tage zu hatte, fragte die Koordinatoren am Taxistand, ob das so schick wäre, die sagten alles prima und so schickte ich die Leute zum shoppen und bewachte die Räder. 2 Minuten später kamen 2 mächtig wichtige Ordner, die meinten, die wäre nicht ok. Da die wichtiger waren als die anderen 2, auf die ich verwies, musste ich alle alleine umparken. Über mehrere hohe Bordseine auf den Parkplatz. Danke! Was aber witzig war, hinten den dicken Autos waren wir kaum zu sehen und als die Gäste kein Fahrrad und Guide mehr sahen, kam doch kurz mächtig Verwirrung auf. Am Strand dann großer AIDA-Bikertreff. 9 Guides, 140 Gäste und die ganzen Räder. Dazu „westliche Strandkleidung“, wir hatten durchweg mindestens 200 einheimische Zuschauer.
Es folgte Dubai. Ankunft 0 Uhr, danach Aufbau im Terminal für Ab- und Anreise der Gäste. Manche standen dann schon um 4 Uhr für die Abreise parat, ich hatte zum Glück erst um 9 Uhr den Schalter offen. 2 Stunden Kampfbuchen, Radliste drucken und schnell die Räder für die 12 Uhr Tour raus bringen. Mittagessen reinschaufeln und mit einer Gruppe die Altstadttour fahren. Über Souks, Museen und Häfen wieder vor der Dunkelheit zurück sein. Alles funktionierte prima, selbst die Eskorte kam diesmal halbwegs pünktlich. Die hatten wohl einen ordentlichen Einlauf nach dem letzten Chaos bekommen.
Abends fuhren wir per Taxi in die Stadt. Halsabschneider Nummer 1 wollte uns komplett abzocken und seine Taximithalsabschneider 2-4 bestätigten seinen Preis. Die hatten sich abgesprchen und dachten, wir wären ahnungslose Gäste. Nachdem wir wieder aussteigen wollten, ging er dann mit dem Ppreis runter, wir fuhren los und nach ein paar bösen Blicken zahlten wir nur den Normalpreis. Dann ging es 2 Stunden zum Einkaufen in die Dubai Mall. Ich erkundete auch schon einen Weg, den ich am nächsten Tag bei meiner ersten Neustadttour mit den Gästen in der Pause laufen wollte. Aquarium, Souk, Riesendinosaurier, Wasserfälle, Eislaufring. Alles prima gefunden und sogar die Kolleginnen. In die Damenwäschegeschäfte wollten sie mich nicht mitnehmen, aber im „coolen“ Eissalon „Cold Stone“ traf ich sie wieder. Rieseneiskugel, mit Löffeln geformt, mit lustigen Dingen (Smarties, Nüssen, Brownies, uva.) versetzt, reingematcht und dann zum Kollegen den Ball 2 m in die Waffel geworfen. Das kann nur aus den USA stammen. Wenn man den Bedienungen noch Trinkgeld gibt, müssen sie ein Lied singen. Völlig verrückt, wie ganz Dubai. Viel zu lange saßen wir dann noch in einem Straßenlokal und schafften es exakt um 24 Uhr wieder im Txi zu sitzen, bei einem netten indischen Normalpreisfahrer. Problem: Um 24 Uhr machen 1200 Geschäfte zu und alle wollten aus dem Parkhaus. So wurde es eine kurze Nacht, deren Schlaf mir noch von meinem neuen Kabinenkollege verkürzt wurde. Jaroslav zog am Morgen bei mir ein. Bassist in einer der Bordbands, schon älter und nach meinen Erfahrungen vom Jakobsweg, schnarchen alle in diesem Alter. Das wurde auch bestätigt. Es werden wohl schlaftechnisch 2 harte letzte Wochen.
Trotzdem ging es am 2. Tag recht fit zur großen Tour in Dubai. Schon am Treffpunkt hatte ich keine gute Vorahnung. So wie die Leute ihre Helme aufziehen, so sitzen sie auch später oft auf dem Rad. Das wurde voll bestätigt. Ein Kandidat meinte, er müsse öfters freihändig fahren, trotz mehrmaliger Ansage vor der Tour, die Hände immer am Lenker zu halten. Bei der Tour wurde er von Schlussfrau Kati mehrfach ermahnt, dazu noch von mir und auch anderen Mitfahrern. 5x ermahnt und beim 6.Mal folgte eine Bodenwelle, er sah sie nicht und ging über den Lenker. Bravo! Wunden säubern, Rad checken und das Ablegen des Schiffes im Hinterkopf. Wir schafften alles rechtzeitig, aber in Hektik, und so wurde eine schöne Premierentour getrübt. Alle fanden die Dubai Mall unter meiner Leitung prima, das Eis schmeckte allen, endlich mal etwas mehr radeln, nicht nur Sightseeing und am Ende dann so etwas. Schade!
Nun haben wir Dubai verlassen und schippern auf meiner letzten Runde nach Indien. Mal schauen, was dort wieder für ein herrliches Chaos auf uns wartet.
08.12.14 Pannhans und die Megasause
Zur Einstimmung auf Indien schauten wir uns gemeinsam an einem Abend den Film Slumdog Millionaire an. Im Kinderclub mit Chips und Bier.Nach der ersten Chaosrunde läuft es nun entspannter und unsere Chefs sind dadurch auch viel besser drauf. Ein toller Abend und dann auf nach incredible India: So sollte mein Ausflug auch werden. Ich hatte eine englische Reiseleiterin, die total verschnupft war und versuchte ihr ganzes Wissen über Mumbai in 10 Stunden weiter zu geben...und ich sollte das alles übersetzen. Zum Glück hatte ich den Ausflug vor 2 Wochen schon einmal gemacht, sonst wäre ich überfordert gewesen. Sie ließ mir und den Gästen keine Pause, dazu wurde sie immer heiserer und ich verstand sie immer schlechter. Anstatt die Leute mal etwas selbst erkunden zu lassen, mussten wir immer bei ihr bleiben und sie quasselte ohne Ende. Viel zu viel Jahreszahlen und Details. Als wir sogar auf einem Markt immer hinter ihr hertrotteln sollten, schaltete ich auf Protest und ließ mich zurück fallen, um mal durchzuatmen. Sie vergaß Toilettenpausen, die organisierte ich dann. Einmal wurde uns der Einlass zu einem Hotel verwährt und so ging es auf die öffentliche Toilette am Gateway of India. Die Gebühr von 2 Rupien konnten die Gäste nicht bezahlen, da sie nur Dollar hatten. Da ich 10 Rupien in der Tasche hatte, „lud“ ich noch 4 Männer ein, die vollste Toilette der Welt zu besuchen. Ein Erlebnis, aber bloß nichts anfassen. Seuchengefahr!
Mit dabei war auch wieder mein Radelspezialist und fast hätte das Verbandszeug wieder eine Verwendung gefunden. Liegen im Markt 2 Kühe und schlafen. Die Leute fotografierten sie mit Sicherheitsabstand, alles gut. Aber er ging hin und fängt sie an zu streicheln. Ich rief ihn weg, da die Viecher was weiß ich im Fell haben und außerdem besitzen die hier noch Hörner. Beim 3. Mal hörte er und meinte dann, er sei selbst Landwirt, er könne meine Angst nicht verstehen. Ich meinte nur, was sei, wenn sich die Kuh nur ruckartig drehe, um die Fliegen zu verscheuchen und er dabei ein Horn in den Bauch bekommen würde? Er stimmte zu und ging weg von der Kuh. Überall kam er mit seiner Frau zu spät. Beim Überqueren der Straßen hat man nur als Gruppe eine Chance. Was machen die Beiden, lassen abreißen und laufen dann ohne zu schauen auf die Kreuzung, obwohl von rechts Massen an Autos anregbaust kommen. Unser Begleiter von der Agentur konnte sie gerade noch stoppen. Ist eben so, dass im Linksverkehr die Autos von rechts kommen, beim Überqueren von Straßen, aber das hatten sie, trotz mehrfacher Ansage, nicht kapiert. Sie bekam dann noch Ärger, als sie auf einem Markt direkt Händler ins Gesicht fotografierte, obwohl wir das auch untersagten, weil die Leute hier an den bösen Blick glauben. Ich frage mich dann immer, wie solche Leute Geld verdienen, um sich eine Kreuzfahrt zu leisten. Ich als Chef würde sie in meiner Firma nicht anstellen. Hilfe!!!
Irgendwie überlebten aber alle den Tag, auch den wilden Chur Bazar, auf dem die Teile von tausenden von Autos gehandelt werden und jeglicher Nippes kaufbar ist. Dreckige, dunkle Gassen, Bettler und einige Hansguckindielufts in der Gruppe. Ich überlebte auch das Dauerfeuer der Infos der Resieleiterin und da ich im Bus lieber ohne Mikro laut redete, hoffe ich auch, dass ihre Viren nur auf das rasselnde Mikrofon übergingen. Nach dem heftigen Tag stand dann noch ein kurzfristig anberaumtes Meeting statt. Ohne Lust trotteten wir dort hin. Dann die Überraschung. Unsere oberste Chefin verkündete, dass wir auf der ersten Indienreise überragende Arbeit geleistet hätten, alle Erwartungen wären übertroffen worden und da Franka noch um Zwölf Geburtstag hatte, besorgte sie eine Sondergenehmigung und so konnte unser ganzes Team mit dem Bus in die Stadt und zusammen feiern. Für die jüngeren war es im Pub eine Megasause, die Musik war aber für die Ohren Ü40 nicht mehr so brauchbar und zu laut, dafür das Essen, der Geburtstagskuchen und Kingfisher Bier sehr lecker. Die Mitarbeiter der Agentur kamen dann auch dazu und gaben noch eine Runde Long Island Ice Tea aus, bevor es vor Hafenschluss wieder zurück ging. Leider war die Mischung tödlich. Cola im Getränk, scharfes Essen und das Schnarchen meines Kabinenkollegen. Vom Coffein und Schnrchen lag ich viel wach, beim Rumwälzen traf ich wohl meinen Wecker, sodass ich erst vom Anruf einer Kollegin viel zu spät aufwachte und dann nicht von der Toilette kam. Ohne Frühstück rannte ich die Treppen hoch und musste feststellen, dass am Treffpunkt kein Gast mehr stand. Also wieder im Galopp runter zum Ausgang und da fand ich alle. Zum Glück war niemand böse, ich bestieg pünktlich den Bus und hatte dann den perfekten Ausflug. Reiseleiterin Sarika sprach gutes englisch und deutsch, gab genau die richtige Menge an Infos und steuerte die Sehenswürdigkeiten in bestem Timing an. Sie bekam von mir in meinem AIDA-Protokoll und in dem für ihre Agentur, Bestnoten. Alle wichtigen englischen Bauwerke, der riesige Bahnhof, das größte Museum der Stadt, eine Einkaufsmeile und zur Krönung ein leckeres Mittagessen in einem Hotel. Wir verstnden uns prima, verbrachten die Pausen zusammen, einfach gut. Dazu das tolle indische Essen, dass ich nur genoss nach dem verpassten Frühstück und nette Gäste am Tisch. Geht doch! Am Nachmittag half ich meiner Kollegin Nadine, die mich rechtzeitig geweckt hatte, aus Dank beim Handeln und Umrechnen beim Einkauf, gingen zusammen Kokosnüsse kaufen und schlürfen diese beim Qutschen im Park. Entspannt brachten wir die Gäste zum Schiff zurück und sagten den netten Reiseleitern auf Wiedersehen, denn auch Nadine fährt ihre letzte Runde. Da fiel der Abschied von Mumbai schon schwer. Nun wieder ein Tag auf See und dann New Mangalore. Ich habe mir nochmals als Ausflug Udupi gewünscht, mal schauen, ob der Nikolaus den Wunsch erfüllt. Der kam heute auch verspätet zu mir und brachte wegen guten Arbeitsleistungen 2 Telefonkarten vorbei, die ich bei nächster Gelegenheit gleich umsetzen werde.
11.12.14 Hoher Besuch
Jepp, das hat funktioniert! Ich durfte in Mangalore nach Udupi fahren, diesmal als Halbtagsausflug. So waren wir dieses Mal auch früh zurück und das Schiff musste nicht auf mich warten. Zwar war diesmal kein Mittagessen im Bambushain dabei, aber kostenlose Sauna in einer Cashewnussfabrik. Ich hatte mich am Tag davor noch schnell eingelesen und so konnte ich den Gästen alles über den aufwendigen Verarbeitungsprozess erzählen, da es die englischen Reiseleiter nicht so gut hinbekamen. Die kleinen Biester, die im Original Kaschunüsse heißen, müssen 3x erhitzt werden, bevor sie zum Verzehr taugen. Bei normalen Außentemperaturen von 35 °C und höllischer Luftfeuchtigkeit war es am Tag schon heftig. In der Fabrik kamen durch die Dampfkessel bestimmt noch 10 °C dazu. Da lief die Suppe! Herrlich! Zurück im Bus dann die Klimaanlage auf 20° C und Lüftungen, die nicht abstellbar waren. Bravo, mal schauen, was dazu meine Gesundheit sagt. Mich wundert es nicht, dass viele indische Reiseleiter immer am schniefen sind. Die Gäste beschweren sich jedes Mal, dass es zu kalt sei, aber die lernen es nicht.
Auch diesmal durfte ich zwischen 2 Bussen springen und jeweils vom Englischen übersetzen. Da ich die Umgebung nun aber schon kannte und mich eingelesen hatte, wurde es ein ruhiger Arbeitstag. Die beiden Reiseleiter waren auch gut zu verstehen und supernett. Diesmal hatten wir genügend Zeit in Udupi, besuchten die Tempel, beobachteten Zeremonien der Pilger und sahen kurz die Hohepriester der Anlage. Dazu die hölzernen und goldenen Prozessionswagen und das Leben in einer Tempelstadt. Erhabend!
Die Busfahrten waren auch wieder spannend. Baustellen, wilder Verkehr, mal über den Sand-Standstreifen oder im Zickzack durch die Tuk-Tuks. Genesha und weitere Heilige waren aber an Bord, es konnte nichts passieren. Bewundernswert fand ich heute ein Paar auf unserem Ausflug. Sie saß im Rollstuhl, machte aber alle Stopps mit. Dazu trug er sie über der Schulter die Stufen des Busses nach unten und gemeinsam meisterten sie andere Hindernisse. Er schwitzte von allen am meisten und das zu Recht. Welch eine Leistung. Nach einem schönen Ausflug hieß es etwas besonderes vorbereiten. Wir bekamen den Aufrtag in Goa nochmals die Radtour zu testen, diesmal in einer Gruppe, um die Sicherheit beurteilen zu können. Die Beurteiler waren dann prominent. Unseren General-Manager und der Kapitän. Dazu das ganze Aktivteam als Testgruppe. Mit der Glückszahl von 13 Crash-Test-Dummies sollte es auf Tour gehen.
Schon abends wurde dann bekannt, dass der Kapitän einen wichtigen Termin bekommen hatte und ausfiel. Auch unsere oberste Chefin hatte zu viel Arbeit und am Morgen meldete sich noch John krank. Also blieb nur unser General-Manager als Prominenz. 10 kleine Bikerlein gingen auf Erkundung. Da unser Schiff bei Ebbe zu tief lag, mussten die Räder erst 3 Stockwerke nach oben, dann wieder 3 hinunter. Da die meisten morgens noch eingespannt waren, trugen Eileen und ich die Räder hoch und mit Kati zu dritt nach unten. Danach waren wir warm für die Tour. 35°C und schwül. Da lief die Suppe schon vor dem ersten Berg. Juhu, wieder Berge oder eher gesagt Hügel. Weiter durch die belebte Stadt, durch Vororte und das tolle Hinterland. Heute gab es dort einen mächtigen Kuhverkehr.
In der Bar eines Fischerdorfes weigerte sich der Wirt dann Dollars anzunehmen. Was ist denn das für ein Geschäftssinn? Einige wollten schon aufgeben, aber ich dachte an die Gäste. Fahr mal an einen traumhaften Strand mit netter Bar und der Wirt will nix zu trinken geben. Franka hatte Rupien und bezahlte dann mit diesen. Letztes Mal wollte er für eine Cola einen Dollar haben, diesmal für 7 Cola 150 Rupien, was etwa 3 Dollar sind. Der hat wirklich keine Ahnung vom Geschäft. Nach einer weiteren Runde durch die Landschaft dann Fressgelage am nächsten Strand. Der ganze Tisch voll Currys, Masalas, Samosas, Pakoras, Reis und Nan Brot. Jamjam! Der erste Berg nach dem Stopp wurde dann für einige zur harten Prüfung. Mir ging es super und mit Arne brausten wir zusammen vorneweg. Dann noch eine Runde durch die Stadt, bei der Kokosnussoma Nüsschen schlürfen und ihr vom letzten Mal ein Bild schenken. Wir hatten das entwickeln lassen und ihr nun geschenkt. Die Freude war groß, was ich allerdings nicht sehen konnte, weil ich lieber aufpasste, dass unsere Räder keine Füße bekamen. Am Ende testete ich noch eine Alternativrückfahrt, aber alles militärisches Gelände. Also zurück zum Schiff und erfreut feststellen, dass ich nicht mehr arbeiten musste. Das nutzten wir zum ersten Mal für ein Nachdertourfeierabendbier. Duschen und dann nochmals aufs Freideck, diese Zeilen schreiben und langsam auf den Abschied von Indien vorbereiten. Was ein Land. Wirklich incredible! Auf jeden Fall eine Reise wert. Leben wollte ich hier nicht, mir ist das Chaos und der Verkehr zu viel. Auch die Luftfeuchtigkeit ist heftig. Da ist mir die Karibik lieber. Kleine Inseln, weniger Einwohner und auch tolle Landschaft. Aber man sollte das Leben hier gesehen haben. Menschenmassen, einfachstes Leben, Armut, Elend, Müll, Tempel. Es verändert die Sichtweise. Was ist wichtig im Leben? Sauberes Wasser, etwas zu Essen und ein Lächeln. Viele haben das hier nicht einmal, aber trotzdem lächeln sie. Niemand war und feindlich gesinnt, ich habe von keinem Diebstahl gehört und es gab keinen Stress und das, trotz der Massen an Menschen und der Armut. Ich hoffe, dass es auch vielen unserer Gäste die Augen geöffnet hat und sie sich nicht mehr den ganzen Tag an Bord über nichtige Dinge beschweren. Gelassenheit, Liebe und Friedfertigkeit lernen, das sind die großen Aufgaben. Ich habe auf jeden Fall viel gesehen und gelernt. Ich hoffe, dass ich das den Gästen auch auf den Weg geben konnte. Auf jeden Fall hatte ich auf 6 Ausflügen keine unzufriedenen Gäste und viel Lob. Das höre ich von den Kollegen oft ganz anders. Die Agenturen und die Reiseleiter machten auch einen guten Job. Eine schöne Zeit! Nun 2 Seetage bis Muscat. Der Oman bleibt aber auf der Tour mein Favorit. Gelassene, freundliche Menschen, wenig Tourismus und mein Lieblingsklima. Schön warm und nicht so schwül. Von dort könnte ich eigentlich zurück fliegen, Abu Dhabi und Dubai sind nicht meine Welt.
16.12.14 O man!
Es hat sich noch einmal bestätigt, der Oman ist mein Lieblingsland dieser Tour. Diesmal bekamen wir die Genehmigung zur Erkundung, aber nur per Auto. So trafen sich Jenny, Franka, Christian (Manager von der Diva) und mein kleines Licht (im Kreise der Offiziere) mit der Agentur und der supernette Leiter fuhr uns 180 km durchs Land. Ein tolles Land. Berge, Wüste, Wadis, Oasen, wilde Küste, sanfte Strände, viel Weite und wenig Menschen. Stundenlang suchten wir eine geeignete Tour, was aber meist an der Steilheit der Straßen scheiterte. Für Christian und mich als Biker ein Traum, aber leider mit den Gästen nicht fahrbar. Hinter jedem Berg ein Hotel, ein Resort oder toller Strand. Auf der Rückfahrt wurden wir dann fündig. Ein Wadi (trockenes Flussbett), dessen Straße bei einem Unwetter teilweise zerstört wurde. Über 30 km durch ein ruhiges Tal, da oft der Untergrund nur geschottert war, fahren dort kaum Autos. Umringt von steilen Bergen, mal eine Farm, mal eine Plantage, ein Bewässerungskanal und immer wieder Ziegen oder Esel. Dann weiter durch ein Dorf bis zu einem Naturstrand. Sehr schön und nur ein kleiner Berg auf der ganzen Strecke. Mal sehen, ob wir dort die Erlaubnis bekommen. Mensch und Material müssten an den Anfangspunkt gebracht werden, da in der Stadt der Verkehr zu heftig ist und ingesamt auch der Weg zu lang wäre. Danach steht dem Vergnügen nichts mehr im Wege. Das Land ist einfach toll. Die Menschen sind völlig gelassen und gastfreundlich. Es leben Moslems, Hindus, Christen und andere Religionen friedlich zusammen, jeder trägt seine traditionelle Kleidung und hat seine Sitten. Warum können nicht alle Völker so friedlich und tolerant sein?
Auf unseren Erfolg lud uns der Reiseleiter in ein indisches Lokal ein. So ein super Essen! Normales und vegetarisches Buffet, aber man geht nicht ans Buffet, sondern die Jungs kommen an den Tisch. Das war ein Gewusel. Alle 5 Minuten kam jemand mit neuen Speisen oder Getränken. Die Teller wurden immer voller und alles war so lecker. Wir futterten bis zum Platzen und später gab es auch noch 4 Nachtische. Kugelrund rollten wir aus dem Lokal und schliefen auf der Rückfahrt fast ein. Dann hieß es die Tour am PC schneiden und beschriften, Bericht schreiben und am späten Abend mit Franka mein Beurteilungsgespräch führen. Anschließend ging es zu unserer Abschiedsparty. 6 Personen verlassen unser Team. Tourmanagerin, 3 Scouts und 2 Biker. Laura war dabei die Glücklichste, gewann sie doch beim vorabendlichen Crewbingo den Hauptpreis. Nun kann sie auf dem langen Heimflug mit einer Playstation die Langeweile am Flughafen besiegen.Dabei war sie gar nicht anwesend. Sie weilte bei einer Glamourparty auf dem Pooldeck und Arne spielte ihren Bingoschein mit. Er hatte, wie ich nur Nieten, aber dann eben für Laura den Hauptgewinn. Leider war ich ziemlich müde und die Feier viel zu laut. Der Barkeeper drehte die Anlage viel zu stark auf, dazu klapperten 2 feierndeMusiker stundenlang den Rythmus mit Löffeln. Also musste beim Reden geschrien werden, dazu hatte ich keine Lust und verdrückte mich früh.
So war ich fit für die Aufgaben am letzten Seetag und abends gingen wir in Abu Dhabi vor Anker. Direkt ging es raus mit den Gästen. Mehrere Busse erkundeten auf Lichterfahrt die Stadt. Ich war begeistert. Nicht unbedingt von der Fahrt, da war nur die große Moschee schön beleuchtet, ansonsten kann ich auch nachts durch jede deutsche Großstadt fahren, sondern von der Reiseleiterin. Sie war Fransösin, sprach aber gut deutsch und hatte ein Temprament, ich war begeistert. Was hatte ich für tranige Reiseleiter in den letzten Wochen. Carole gab richtig Gas, langweilte nicht mit Fakten, erzählte lebendige Geschichten und unterhielt den ganzen Bus bestens. Wow, ich wurde wieder bestätigt, wie toll es ist, eine französische Freundin zu haben. Zum Glück ist Stephanie aber etwas gemütlicher. Ich kam kaum zu Wort, aber nutzte die kurze Zeit, um mit ihr zusammen den Ausflug noch aufzupeppen. Alle Gäste gingen glücklich zurück aufs Schiff und was hatten sie zuvor gemeckert, weil es etwas länger dauerte, bis 200 Personen vom Schiff waren. Was lernen wir daraus: Viele haben in Indien gar nichts gelernt und die gelernt haben, stellten fest, wenn man etwas wartet, hat man im letzten Bus das beste Entertainment und keine anderen Menschen mehr, die an der Moschee durchs Bild der Kamera laufen.
Am nächsten Tag ging es per Rad bei Helligkeit wieder zu den meisten Sehenswürdigkeiten. Wir fuhren in 3 Gruppen und diesmal hielten sich auch alle an die Fotoansagen und wir wurden nirgends verscheucht oder bedroht. Geht doch! In Abu Dhabi hieß es dann Abschied nehmen von den Kollegn der Diva, vor allem Chris, und nochmal lecker an der Strandbar essen. Abends dann Dienstkleidung abgeben, denn am letzten Tag durfte ich nochmal in Dubai Gas geben und brauchte keinen Innendienst mehr machen. Danke Franka!
18.12.14 Suiten und Frostbeulen
Spät am Abend vor Dubai kam die Erlaubnis und ein neuer Track für die große Tour in Dubai. So fuhren Eileen, John und ich morgens um 7 Uhr raus zum Erkunden. Chris meinte, er hätte eine tolle Strecke durch die Wolkenkratzer gefunden, mit wenig Verkehr und wenig Bordsteinen. Das konnte ich leider nicht bestätigen. Weniger Bordsteine, aber mehr Verkehr auf dem Hinweg zum Burj Khalifa. Dort bestaunten die Beiden die riesigen Bauwerke und weiter ging es zum Burj Al Arab. Dort ein wildes Zickzack durchs Wohngebiet. Die Gäste denken dann immer: Wow, was kennt sich der Guide aus. Eigentlich ist es nur beliebig Straßen kreuz und quer fahren, alles im Schachbrettmuster, ohne Sackgassen und zum Schluss am 321 m hohen Gebäude heraus kommen. Keine Kunst, aber für Außenstehende beeindruckend. Zurück ging es im Eiltempo über die Promenade und dann durch ein ruhiges Wohngebiet, anstatt auf dem gefährlichen Radweg. Definitiv ist es in diesen Städten gesünder auf ruhigen Nebenstraßen zu fahren, anstatt auf Radwegen. Komisch, aber wahr Die Erbauer fahren eben kein Rad, sondern parken lieber ihre dicken Autos auf selbigen. Nachmittags dann die Altstadttour mit Gästen. Leider hatten die Koffer Verspätung und so wollten einige nicht in Winterkleidung, sondern erst am nächsten Tag fahren. Verständlich. So hatte ich gerade 2 Gäste, dazu Fitnesstrainer Stefan, der in Zukunft vielleicht auch als Biker fahren mag und sich alles anschauen wollte. Dazu Eileen, John und Franka. So wurden die Gäste schön umgarnt von uns. Die beiden waren jung und sportlich und so wurde es die schnellste Softtour meiner Karriere. Am Anfang lag das daran, dass die blöde Eskorte uns mal wieder 40 Minuten warten ließ und als es dann endlich los ging, ich so sauer war, dass ich den Frust in Geschwindigkeit umsetzte, die aber alle gut mithielten. Im Sausewind ging es zum Gemüsemarkt, dort probierten wir uns durch die Dattelauslagen. Lecker! Dann weiter durch die Souks und beim Kamelmilch-Eisladen gab es diesmal bei mir leckeres Mango. In der Altstadt dann noch am Dubai Creek einen Ayran und anschließend zum Verdauen mit Karacho zum Schiff. 2 km fuhr ich mit 30 kmh durch den Hafen und das auf Softtour. Der Hammer! Zwischendurch trauten wir dann kaum unseren Augen. Schwimmt da ein Bus mit Passagieren im Creek! Wir waren noch am Staunen, da fährt er aus dem Wasser und die Leute winkend an uns vorbei. Die haben sogar Amphibienbusse!
Nach so viel Verrücktheit war es Zeit zum Abschied. Eileen und John haben heute bestimmt einen kräftigen Muskelkater als Andenken an die 80 Kilometer, die ich ziemlich flott mit ihnen fuhr. Laura hatte sehr feuchte Augen beim Abschied von den Kollegen, bei mir fiel es bei Franka und meinen beiden niederländischen Tauchern Maddy und Randy schwer. Die Beiden waren jeden Abend in der Crewbar, immer zu einem Plausch bereit und spielten am Ende mit mir regelmäßig „Pizza backen“, wie sie das Kartenspiel „Mamma mia!“ nannten. Wir haben uns für nächsten Winter per Schiff in Thailand verabredet, mal sehen, was die Zukunft für uns auf AIDA bereit hält. Aber das ist eine neue Geschichte. Die jetzige ging weiter mit dem Transfer in ein Hotel. 9 Absteiger mit Massen an Gepäck im Kleinbus, ein total verrückter Fahrer und bei jeder Vollbremsung die Gefahr, vom hoch gestapelten Gepäck erschlagen zu werden. Ich hielt es dann lieber fest, anstatt nach vorne zu schauen und so kamen wir bleich, aber lebendig im Hotel an. Ein Suitenhotel, Riesenzimmer, das ich mit einem mir unbekannten Kollegen aus der Ukraine teilen musste, dazu Eisschranktemperaturen. Hatten die uns in Erwartung des deutschen Winters die Hütte auf 12 °C gekühlt. Also schnell ausschalten und bis zur Enteisung ab zum Abendessen. Dort auch Kühlschranktemperaturen. Jetzt weiß ich auch, warum die Araber alle Kopfbedeckungen tragen. Die Klimaanlage macht dann keine Frostbeulen am Kopf, vor allem bei Leuten, die ihr Haar so offen tragen wie ich. Ein leckeres Palak Paneer lenkte zum Glück ab und als ich genoss, blieb Laura plötzlich das Essen im Halse stecken. Ihr fiel schlagartig ein, dass sie die große Schublade unter ihrem Bett vergessen hatte und die noch voll mit Kleidung war. Sie war bei uns schon auf dem Schiff fürs Vergessen von Dingen berühmt und nun dies. Ich dachte zurück, als ich vor 2 Jahren beim Abstieg in Hamburg meinen Laptop vergessen hatte. Sie nahm sich dann kurzentschlossen ein Taxi, holte die Sachen vom Schiff, wobei die Kollegen völlig irritiert schauten, als sie wieder auftauchte. Keine Ahnung, wie sie die Sachen noch in ihren Koffer bekam, auf jeden Fall wurden wir alle mit unserem Wahnsinnsgepäck am heutigen Morgen zum Flughafen gebracht. Schreibe niemals 2 Gepäckstücke aufs Flugticket, denn das nutzen Seefahrer kurz vor Weihnachten brutal aus und kehren dann fast alle mit doppeltem Gepäck zurück. Auch ich organisierte mir noch eine Tauchtasche, um die ganzen Stofftiere für Lea zu transportieren. Sie wünschte sich so sehr Alwine, eines der 4 Maskottchen von Aida, also musste ich ihr versprechen, nochmal aufs Schiff zu gehen. Nun wisst ihr auch, warum ich diesen Vertrag angenommen hatte. Nur wegen Alwine! Letztes Jahr brachte ich ihr Dodo mit. Muss ich jetzt noch 2 Vertäge fahren? Ich werde Lea befragen. Meine Zukunft liegt in der Hand von Stofftieren!
Jetzt heißt es zurück fliegen, umpacken und gleich morgen weiter nach Südfrankreich. Weihnachten auf französisch, mal schauen, wie das ist. Anschließend gibt es einen ruhigen Januar, aber am 26. beginnt die nächste Tour. 4 Wochen Neuseeland. Ich will mir die Südinsel per Rad anschauen und für die Zukunft ein paar Kontakte knüpfen, vielleicht kann ich dort mal Gäste über die Insel führen. Wer weiß. Die Zukunft ist offen!